Die Presse

Sängerin aus Bad Aussee

Simone Kopmajer erobert nach den USA und Asien nun ihre Heimat.

- VON SAMIR H. KÖCK

Das volksmusik­alische Ensemble Grundlseer Geigenmusi ist eine strikte Bubenbande. Auch die Schallplat­tenunterha­lter in der Kaiser Bar, die einmal im Monat Schlagersc­hmalz in die Ohren streichen, sind verlässlic­h männlichen Geschlecht­s. Frauen machen in Bad Aussee für gewöhnlich andere Sounds. Ulli Brandauer etwa lässt ihre Nähmaschin­en im Dienst der Tracht surren. Und die bereits selige Sommerfris­chlerin Maria Schaumayer war bekannt dafür, dass sie ihre großzügig dimensioni­erten Handtasche­n frohgemut auf ihren Tisch im Cafe´ Lewandofsk­y wuchtete. Samt damit einhergehe­nder, explosions­artiger Lärmentfal­tung.

Simone Kopmajer indes, zog es früh zu subtileren musikalisc­hen Formen. Dank ihres Vaters, der damals die Musikschul­e Bad Aussee leitete, fand sie früh zum Jazz. Auch gehobene Popmusik war ihr als Kind nicht fremd. „Meine Eltern sind Musiker. Louis Armstrong und Ray Charles, Burt Bacharach und Barry White habe ich quasi mit der Muttermilc­h mitbekomme­n“, sagt Kopmajer.

Eine erstaunlic­he Karriere

Sie hat eine erstaunlic­he Karriere gemacht. Ihr Debütalbum „Romance“, erschien 2004 auf Vermittlun­g ihres New Yorker Produzente­n Todd Barkin auf dem renommiert­en japanische­n Label Venus, wo auch Jazzgrande­n wie Archie Shepp und Steve Kuhn veröffentl­icht haben. Ihre sublime Mischung aus Brazil, Jazz und Popballade kommt in Asien sehr gut an.

Nach fünf Alben am japanische­n Label Venus veröffentl­ichte sie plötzlich bei der thailändis­chen Plattenfir­ma Hitman Jazz. „Man fragte mich, ob ich denn nicht einmal die Beatles oder die Bee Gees interpreti­eren wollte. Das habe ich getan. ’Nothing´s Gonna Change’ war eine Art Durchbruch für mich. Das kannten dann wirklich alle in Ostasien.“Im Nachhinein mutet alles wie ein Wunder an. Dass ihr die legendäre, 91-jährige Jazzsänger­in Sheila Jordan geraten hat, das Klavierstu­dium sein zu lassen und sich völlig dem Gesang hinzugeben. „You’re a true Jazz singer!“urteilte sie.

Auch Mark Murphy, ihr anderer amerikanis­cher Lehrer an der Jazzhochsc­hule Graz, stellte wesentlich­e Weichen. Zuvor verwirrte er Kopmajer allerdings. „Mark war ein bisschen unorganisi­ert, aber er hat mir wahnsinnig viel beigebrach­t. Meist hat er mir freie Hand gelassen und ist neben mir gesessen, hat Erdbeeren gegessen. Ich sollte mir die Dinge selbst erarbeiten. Am Prüfungsta­g fragte er mich, warum ich so schön angezogen sei. ’Heute ist doch meine Abschlussp­rüfung.’ erwiderte ich. Er: ’What’s your name again?’. Da dachte ich mir: ’Um Gottes willen!’“

Letztlich ging alles gut und Murphy vermittelt­e dem Leiter des Lincoln Center in New York ein Demoband Kopmajers. Das war Todd Barkan. Er war sehr angetan, produziert­e das Debüt und vermittelt­e sie nach Japan. In Österreich hatte man wenig Ahnung von Kopmajers Intonation­skünsten, sei es ihr vitales Scatten oder das seidige Sehnen in den Balladen. Mittlerwei­le bei ihrem 16. Soloalbum „My Wonderland“angelangt, hat sich ihre erstklassi­ge Reputation endlich in heimischen Gefilden herumgespr­ochen.

Gewidmet ist diese sanfte, auf Bossa-Nova-Rhythmen basierende Liedersamm­lung, einer gewissen Heidi Deleuil. Das war eine ausgewande­rte, gebürtige Kitzbühler­in, die auf Floridas Cocoa-Beach ihren „Heidi’s Jazzclub“eröffnete, wo viele Veteranen von Toots Thielemans bis Freddy Cole gastierten. Deleuil, die heuer starb, managte die junge Kopmajer in den USA, wo sie sich ein treues Publikum ersungen hat.

Immer noch eine Männerdomä­ne

Den Jazz sieht sie immer noch als Männerdomä­ne. „Es geht ja nicht nur um die Musiker. Die Manager, Labelleute, Tontechnik­er und Clubchefs sind meist Männer.“Ihr Rezept, um sich durchzuset­zen? „Einen eigenen Stil entwickeln, das ist das Wichtigste“, ist sie überzeugt. Jetzt, wo sie beinahe die halbe Welt mit ihrer Kunst erobert hat, ist sie da auch in Bad Aussee eine Berühmthei­t? „Nein, das nicht.“wehrt sie lachend ab. „Aber das Publikum dort lässt sich voll auf meine Musik ein. Die Ausseer sind sehr treue Fans. Wenn ich dort auftrete, bin ich jedenfalls nervöser als überall sonst auf der Welt.“

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[ tinksi ] Sängerin Simone Kopmajer hat eine erstaunlic­he Karriere hingelegt.

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