Mehr Österreicher und mitunter sogar höhere Umsätze als im Vorjahr
Tourismus. In Salzburg sind die Tourismusbetriebe trotz des Corona-Sommers durchaus zufrieden.
Salzburg.
„Besser als erwartet“. So kommentiert Johanna Klammer vom Tourismusverband Zell am See-Kaprun im Gespräch mit der „Presse“die laufende Sommersaison. Die arabischen Gäste, die der Region im Salzburger Pinzgau im vergangenen Sommer immerhin 26 Prozent der Nächtigungen bescherten, sind völlig weggebrochen. Trotzdem sind die Touristiker rund um Zell am See zufrieden: Gäste aus Österreich, Deutschland, den Benelux-Ländern und Tschechien – viele junge Leute und Familien – kompensieren das Ausbleiben der arabischen Urlauber.
Es seien wesentlich mehr Gäste aus Österreich und Deutschland da, stellt Klammer fest. Eine Aktion „Sorgenfrei Buchen“– bis zu 48 Stunden vor der geplanten Ankunft kann in der Unterkunft noch ohne Kosten abgesagt werden – komme sehr gut an. Anders als in den vergangenen Sommern ist nicht nur die Gästestruktur, sondern auch das Urlauberverhalten.
Während die arabischen Urlauber klassischen Besichtigungstourismus absolvieren, sind die Österreicher und Deutschen sportlich aktive Urlauber. Räder seien kaum mehr zu bekommen, so Klammer. Trotzdem werden die Zahlen wohl deutlich unter jenen von 2019 liegen. Klammer geht im Juli von 60 bis 65 Prozent der Vorjahresnächtigungen aus.
Fragezeichen nach Traumstart
Vor zwei Monaten hatte Hans Wieser, Geschäftsführer der Wolfgangsee Tourismus GmbH, nicht geglaubt, dass die Österreicher das Ausbleiben der ausländischen Gäste in der Sommersaison derart wettmachen könnten. Doch es kam zum Glück anders: Die Gemeinden rund um den Wolfgangsee legten im Juni – trotz manch verspäteter Hotelöffnung – einen touristischen Traumstart in die schwierige Saison hin. Quer durch alle Kategorien war in den Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen kaum mehr ein Zimmer zu ergattern. Der Anteil der Österreicher an den Gästen dürfte bei 60 Prozent – gegenüber rund 30 Prozent in den Vorjahren – liegen.
Seit sich St. Wolfgang allerdings durch einen Corona-Cluster in den Schlagzeilen befindet, steigt auch die Verunsicherung der Gäste, so mancher storniert. „Ich gehöre nicht zu denen, die sagen, dass die Saison damit gelaufen ist“, meinte Wieser zur „Presse“. Aber es gebe nun ein großes Fragezeichen, man müsse abwarten.
Als es um die Strategie für das Wiederaufsperren ging, gehörte der Wolfgangsee zu jenen Regionen, die nicht auf Billigangebote setzten. „Es war von Anfang an klar, dass wir uns nicht unter unserem Preis verkaufen.“Weil heuer mehr Individualgäste buchen und Rabatte für Busgruppen wegfallen, liege man bei den Umsätzen pro Bett zum Teil sogar besser als in den Vorjahren, sagt Wieser. Normalerweise kommen die Betriebe rund um den Wolfgangsee auf rund 821.000 Nächtigungen im Sommer. Die Monate Juli und August waren dabei in den vergangenen zehn Jahren sehr stabil. „Voll ist voll“, meinte Wieser. Potenzial haben die Vor- und Nachsaison, die sich sehr gut entwickelt haben. Über zehn Jahre verzeichnete man beispielsweise im Mai und Juni ein Plus von 27 Prozent.
Wandern bleibt gefragt
Bei Wanderurlaubern genießt das Großarltal einen ausgezeichneten Ruf – auch heuer. Man werde bei den Nächtigungen im Juli auf dem ohnehin recht guten Vorjahresniveau liegen, schätzt Tourismuschef Thomas Wirnsperger: „Wir haben kaum internationale Gäste, unsere Kernmärkte sind Individualgäste aus Österreich und Deutschland.“Auch das Segment der Jugend- und Schulgruppen, das heuer durch Corona weggebrochen ist, spiele im Großarltal keine große Rolle. Es zahle sich aus, dass man seit Jahren in die Qualität investiert habe. Derzeit baut beispielsweise das 5-Sterne-Familienhotel Moargut, einer der Leitbetriebe des Tals, um und aus.
In der Vorsaison sei man mit einem Minus von 37 Prozent bei den Nächtigungen mit einem blauen Auge davongekommen, im Juli liege man aber auf dem Vorjahresniveau, sagt Wirnsperger über den bisherigen Sommer. Zu den Urlaubern kämen viele Tagesbesucher, die wandern oder mit dem Rad fahren. „Viele Menschen haben ihr Urlaubsbudget heuer in ein E-Bike investiert“, sagt Wirnsperger. Besonders auf den Hütten merke man, dass auf den Bergen mehr los sei als sonst. Auf den Wegen sei man aber weitgehend allein unterwegs.
Auch im Großarltal hat man nicht auf Sonderangebote gesetzt, um kurzfristig die Sommersaison zu retten. Nur ein Betrieb, der ursprünglich im Sommer einen Umbau geplant, diesen aber verschoben habe, habe seine Betten über eine Supermarktkette günstiger verkauft. „Wir sind mit Angst in die Saison gegangen, aber jetzt entwickelt sich alles recht positiv“, bilanziert Tourismuschef Wirnsperger.