Das lukrative Geschäft mit den Stubenhockern
Zusteller. Der Mensch neigt dazu, sich das Leben zu vereinfachen. Warum selbst einkaufen gehen, wenn das andere erledigen können? Hauszusteller gewinnen daher an Bedeutung. Mit ihnen wird sich noch prächtig verdienen lassen.
Wien. Die Coronakrise hat es – wie wohl jede Krise – an sich, dass sie anstehende Veränderungen und Trends ganz einfach beschleunigt. Das ist jetzt bei der Digitalisierung nicht anders als bei der partiellen Etablierung des Teleworking von zu Hause aus. Und weil der Mensch dazu neigt, sich das Leben zu vereinfachen, hat der erzwungene Lockdown eben auch bei den Zustelldiensten zu einer rasanten
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Beschleunigung ihres Geschäfts geführt. Am meisten sichtbar wird das bei den Essenslieferanten, aber auch bei den Internetapotheken und beim Online-Gemischtwarenhändler Amazon ohnehin. Letztlich tritt der Trend überhaupt bei so gut wie jedem Handelsunternehmen zutage – der Anteil des
Geschäfts, der online und mit Hauszustellungen erwirtschaftet wird, ist kontinuierlich im Steigen.
Am Beispiel der Essenszusteller zeigt sich übrigens, dass der Trend zu Home Delivery durchaus nicht nur dem Lockdown zu verdanken ist. Unter anderem ist er der steigenden Zahl von Single-Haushalten geschuldet. Nach einer Schätzung der Bank UBS noch vor der Coronakrise wird sich der globale Gesamtmarkt für Essenslieferungen bis 2030 verzehnfachen.
Höhenflug der Essenszusteller
Einmal abgesehen von Amazon (oder dem chinesischen Pendant Alibaba), das sich aggressiv in alle Sektoren ausbreitet und dessen Aktie nach dem Crash vom März einen entsprechenden Höhenflug hingelegt hat, sprangen in letzter Zeit tatsächlich vor allem die Essenszusteller ins Auge. Im Unterschied zu vielen Wirtschaftsbranchen legte ihr Geschäft massiv zu.
So haben sich die Bestellungen beim Berliner Essenszustelldienst Delivery Hero, der in 43 Ländern tätig ist, im zweiten Quartal 2020 fast auf 281 Millionen verdoppelt, wurde am Dienstag mitgeteilt. Der Umsatz kletterte um 96 Prozent auf 612 Mio. Euro. Die Aktie steigt konsequent. Das Unternehmen mit weltweit über 25.000 Mitarbeitern ist an der Börse schon rund 19 Milliarden Euro wert und gilt damit als heißer Kandidat für einen Aufstieg in die erste Börsenliga, den DAX. Dass es noch keine schwarzen Zahlen schreibt, ist für die Pioniere der Branche keine Seltenheit, wie das Beispiel des E-Auto- und TechKonzerns Tesla lang gezeigt hat.
Der Branchenkonkurrent Hellofresh hingegen hat Mitte 2019 zum ersten Mal positiv bilanziert – die Aktie kletterte in weniger als einem Jahr von damals acht Euro auf kürzlich über 50 Euro. Dritter großer Player im Sektor ist die niederländisch-britische Just Eat Takeaway.com, die gerade den USKonkurrenten Grubhub kauft.
Medikamente und Möbel
Jenseits der Essenszusteller sorgt seit einiger Zeit das Segment der
Onlineapotheken für Aufsehen. Auch hier gab es einen Schub durch Corona – Experten denken aber, dass der Trend anhält. Dies vor allem auch deshalb, da etwa in Deutschland das elektronische Rezept eingeführt wird. Ein herausragender Player ist die niederländische Shop Apotheke, die vor wenigen Tagen das Ziel für das heurige Umsatzwachstum von 20 auf 30 Prozent erhöht hat. Mit „nur“zehn Prozent Plus rechnet der Schweizer Konkurrent Zur Rose, der über seine niederländische DocMorris in Deutschland expandiert und ebendort nun auch in den lukrativen Bereich der Telemedizin einsteigt. Beide Apothekenaktien haben sich seit dem Vorjahr vervielfacht und in den vergangenen Tagen höchst überfällig korrigiert. Neue Kursziele bescheinigen ihnen aber nahezu Verdoppelungspotenzial.
Noch in Kleinkinderschuhen steckt der Onlinehandel bei Möbeln. Unter den börsenotierten Unternehmen zeigt Home24, dass auch hier die Krise nachgeholfen hat und viel Fantasie im Spiel ist.