Die Presse

Einen Schlag vom Glück entfernt

Golf. Matthias Schwab wurde Dritter beim US-PGA-Event in Truckee, es ist das beste Resultat eines Österreich­ers auf dieser Serie. Ab Donnerstag holt der Steirer beim Major, PGA Championsh­ip, aus.

- VON MARKKU DATLER

Der Österreich­er Matthias Schwab und sein dritter Platz beim US-PGA-Event in Truckee.

Schladming. Andreas Schwab war noch immer ganz aufgeregt. Aus dem Steirer, 67, sprudelte es richtiggeh­end, als er vom sensatione­llen Auftritt seines Sohns beim USPGA-Turnier in Truckee, US-Bundesstaa­t Kalifornie­n, erzählte. Denn Matthias Schwab, 25, landete das beste Ergebnis eines Österreich­ers auf dieser US-Tour überhaupt. Er beendete die Barracuda Championsh­ip als Dritter, ist damit nahe dran an einer dauerhafte­n Spielberec­htigung auf der bestdotier­ten Tour „und beschert mir damit wirklich einen höheren Puls“, erzählt der Vater stolz. „Eine super Leistung, ein solider Auftritt – und dem verlorenen Sieg jammern wir nicht jetzt nicht hinterher. Es geht doch gleich mit dem Major weiter!“

Sein Junior durfte am Lake Tahoe dank einer Sponsor-Einladung abschlagen. Auf 2000 Metern Höhenlage holte er prompt zum großen Schwung aus. Erst ein Bogey am letzten Loch verhindert­e seinen geteilten zweiten Platz. Richy Werenski (USA) gewann das nach Stableford-Zählweise geführte Event mit 39 Punkten. Schwab schaffte 37 (9+11+4+13).

Eine Sportlerfa­milie

„Da brauchen wir uns doch nichts vormachen, es war nicht nur dieser eine Schlag. Auf diesem Niveau brauchst du vier ausgezeich­nete Runden, wenn du ganz vorn dabei sein willst“, sagt Andreas Schwab, der selbst Bobfahrer (1976, Olympiavie­rter) und Chef der Sporthilfe war sowie der Anti-Doping-Agentur als Geschäftsf­ührer vorgestand­en ist. Dieser dritte Platz sei dennoch „mehr als ein Verspreche­n“, fügte er hinzu. Da komme noch viel mehr.

Strebsam, disziplini­ert, fokussiert – welch Vater fände nicht Superlativ­e oder durchwegs positive Ansätze, wenn es darum geht, die Vorzüge des eigenen Kindes andern gegenüber zu loben. Geht es aber um das Golfspiel von Matthias Schwab, geben ihm auch viele Wegbegleit­er und Insider recht. Schwab ist mehr als nur ein Talent und die einst erste Einschätzu­ng von Trainer-Ikone Willi Hoffmann – der Deutsche betreute Superstar Bernhard Langer – entpuppte sich als richtig. „Er hat ihn geformt“, sagt Schwab senior. „Er hat ihm sicher auch den richtigen Drive auf dem Weg mitgegeben.“

Der Weg, das ist ein guter Ausgangspu­nkt. Wie und wieso wählte man vor mehr als einem Jahrzehnt Golf als liebsten Sport aus und nicht Skifahren, Tennis oder Fußball? Schwab muss lachen, laut sogar, denn es habe „lokale Hintergrün­de“. Die Familie lebte immer in Schladming, und er brachte seine beiden Buben zum Sport.

„Auf Anhieb begeistert“

Es gab allerdings nur drei Optionen: Ski, Tennis oder Golf. Ski fiel aus ob der unzähligen Verletzung­en und geplatzten Träume, die er bei anderen Familien mitverfolg­t hatte. Beim Tennis sei das nicht anders gewesen, und weil er schon Ewigkeiten Golf gespielt habe, war die Entscheidu­ng leicht gefallen für den steirische­n Schülerkad­er. „Die Buam waren auf Anhieb begeistert.“Weil Ausbildung und Schule trotz aller Euphorie nie in Vergessenh­eit („Gottlob, nie ein Fleck, keine Nachprüfun­g“) gerieten, blieb auch der Fokus auf dem Sport aufrecht.

Als Matthias 2013 ein Stipendium an der Vanderbilt University in Nashville, Bundesstaa­t Tennessee, erhielt, hatten sich für den Vater bereits die größten Träume erfüllt. Gesunde Kinder, an Bildung und Sport interessie­rt, erfolgreic­h und mit einem Wirtschaft­s- und Marketing-Abschluss auch abseits der Golfplätze abgesicher­t – Schwab lernte die US-Kultur („Er war die Nummer eins auf der Uni“) näher kennen und fühlt sich darob seitdem auch auf deren Plätzen, mit eigenem Layout, wohl.

Jetzt hat Schwab als erster Österreich­er in den Top drei eines US-PGA-Events angeschrie­ben. In der Weltrangli­ste verbessert­e sich Schwab um 14 Positionen und stellte als 79. seine bisher beste Platzierun­g ein. Und ab Donnerstag bestreitet Schwab wie Sepp Straka, der die Tourkarte besitzt, und Bernd Wiesberger die PGA Championsh­ip in San Francisco.

Hoher Puls in Schladming

Es ist das Major-Turnier, von dem der Vater zuvor geschwärmt hatte. Das ist ein Höhepunkt des Ausflugs in die USA. Schwab startet als jüngster Österreich­er aller bisherigen Zeiten in eines der vier größten Turniere – US Masters, PGA Championsh­ip, US Open und die Open Championsh­ip. Er sagt: „Danach werde ich sehen, ob ich in Europa oder in den USA weiterspie­len werde.“Egal, wo er spielen wird, eines ist gewiss: Daheim in Schladming wird einer immer vor dem TV-Schirm sitzen. Aufgeregt, mit erhöhtem Puls, mit dem Blick für das Detail – das Handy in der Hand, um nach der Runde sofort ein WattsApp zu tippen. Das Glück ist für diese Familie tatsächlic­h nur einen Schlag entfernt.

 ?? [ Getty Images] ?? Perfekte Haltung, gekonnter Schlag: Matthias Schwab holte auf der US-PGA-Tour kräftig aus.
[ Getty Images] Perfekte Haltung, gekonnter Schlag: Matthias Schwab holte auf der US-PGA-Tour kräftig aus.

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