,,Es ist wichtiger, Mensch als nur Kroate oder Serbe zu sein"
25 Jahre nach Rückeroberung der Krajina nimmt erstmals ein Vertreter der serbischen Minderheit an der Gedenkfeier teil.
Belgrad/Zagreb. Leicht falle ihm die Entscheidung für die Teilnahme an der Gedenkfeier zum 25. Jahrestag der „Operation Sturm“keineswegs, bekennt Kroatiens stellvertretender Regierungschef, Boris Milosˇevic´. Seine eigene Großmutter sei bei den Plünderungen nach der Militäroperation zur Rückeroberung der Krajina ermordet worden, berichtet der 45-jährige Politiker von Kroatiens serbischer Minderheitspartei SDSS. Doch er gehe nach Knin mit „offenem Herzen“: „Nach 25 Jahren müssen wir mit dem Hass und dem Krieg aufhören und die Gräben verlassen, in die wir eingegraben sind.“
Ob die Freude und Erleichterung über die Befreiung von der serbischen Besatzung oder die Trauer über Vertreibung und Kriegsverbrechen: An der am 4. August 1995 begonnenen „Operation Sturm“zur Rückeroberung der Krajina scheiden sich auch nach 25 Jahre in Kroatien und Serbien noch stets die Geister. Erstmals nimmt ein Würdenträger von Kroatiens serbischer Minderheit an der Gedenkfeier teil – und sorgt auch in den Nachbarstaaten für Kontroversen.
„Für Belgrad ein Verräter, für Zagreb ein Versöhner“, titelt das serbische Webportal nova.rs. Er könne „nicht glauben“, dass ein Serbe an der Feier eines Tages teilnehme, an dem 250.000 Serben vertrieben und „über 2000“ermordet worden seien, erregt sich Serbiens Verteidigungsminister, Aleksandar Vulin. Es sei „unkorrekt“gegenüber den Opfern, dass „irgendein Serbe an dieser Veranstaltung“teilnehme, empört sich Milorad Dodik, der serbische Vertreter im Staatspräsidium von Bosnien und Herzegowina.
Versöhner und Verräter
Doch im Gegensatz zu der serbischen Minderheit im Kosovo und den bosnischen Serben, die stets die enge Anlehnung an das Mutterland suchen, verstehen sich die SDSS und der serbische Minderheitenrat SHV keineswegs als Sprachrohr Belgrads: Deren eher liberale Vertreter streiten in dem von nationalistischen Tönen geprägten Adriastaat vor allem für mehr Toleranz und für mehr Verständnis für die seit dem Kroatien-Krieg (1991–1995) fast halbierte Minderheit.
Natürlich haben auch Koalitionszwänge und der sanfte Druck des konservativen Regierungschef Andrej Plenkovic´ (HDZ) die SDSS dazu bewogen, am 4. August erstmals einen Vertreter zu der offiziellen Gedenkfeier zu entsenden. Er sei sich bewusst, dass seine Anwesenheit in Knin die unterschiedliche Wahrnehmung der „Operation Sturm“nicht ändern werde, so Minderheitenpolitiker Milosˇevic´: „Aber wichtiger als meine Anwesenheit ist es, eine Atmosphäre des Dialogs zu schaffen, in der alle Opfer anerkannt werden – unabhängig von der Nationalität.“
Der Streit um den Sturm dürfte in Kroatien noch lang wogen. Doch Sichtweisen ändern und Brücken bauen sind das erklärte Ziel der von rechtsnationalen Kreisen und Veteranenverbänden oft angefeindeten Minderheitenpolitiker der SDSS. Immerhin wollen der sozialdemokratische Staatschef, Zoran Milanovic´, und Verteidigungsminister Toma´sˇ Medved’ (HDZ) in dieser Woche an der Gedenkfeier für die während der „Operation Sturm“ermordeten serbischen Bewohner des Altersheims in Grubore teilnehmen.
Als Mädchen von acht Jahren habe sie sich mit ihrer Familie am 4. August 1995 in der Flüchtlingskolonne von Knin nach Serbien aufgemacht, berichtete vergangene Woche in einer berührenden Parlamentsrederede di die SD SDSSSS--AAbgbgeordndnetete or An Anja Siˇ Simpmpra-aga. Sie habe damals gewusst, dass auch ihre kroatischen Altersgenossen im Krieg den Weg des Leidens und der Furcht gehen mussten, „der nicht ihr Zuhause war“, sagtete sa Simpmpragaga.a. Siˇ Ke Keinin Ki Kindnd dü dürfefe me mehrhr ˇsei-ise ner Kindheit beraubt werden: „Der kleine Mensch ist immer der, der leiden muss – und den niemand fragt. Doch viel wichtiger ist es, Mensch als nur Kroate oder nur Serbe zu sein.“