Die Presse

Massenaufn­ahmetest trotz Corona

Studium. Während andernorts Besucherza­hlen limitiert werden, verzeichne­t der heurige Medizin-Aufnahmete­st einen neuen Teilnehmer­rekord – Covid-Ängste inklusive.

- VON JULIA WENZEL

Wien. Während etwa die Salzburger Festspiele und das Wiener Donauinsel­fest coronabedi­ngt auf ein geringstmö­gliches Maß an Besuchern zurückgest­utzt wurden, gibt es am 14. August bei einem anderen Event trotz Krise einen neuen Teilnehmer­rekord: Tausende junge Erwachsene werden an diesem Tag in ganz Österreich zeitgleich den Aufnahmete­st für das Medizinstu­dium absolviere­n. Im Vorfeld wächst nun die Sorge, dass der Massentest einen neuen Cluster hervorrufe­n könnte. „Die Presse“beleuchtet zentrale Fragen vorab.

1 Wie viele Bewerber werden an den Tests teilnehmen?

Angemeldet haben sich für das Medizinstu­dium, das die vier MedUnis in Linz, Graz, Innsbruck und Wien anbieten, rund 17.600 Personen – und damit so viele wie noch nie. Lediglich 16.000 werden den

„MedAT-Test“am 14. August aber voraussich­tlich tatsächlic­h absolviere­n, da die Unis den Bewerbern heuer erstmals die Möglichkei­t einer Abmeldung samt Rückzahlun­g der Testgebühr einräumten.

Studienplä­tze wird es ohnehin nur für einen Bruchteil geben: In Wien (740), Innsbruck (400), Graz (360) sowie der medizinisc­hen Fakultät der Universitä­t Linz (240) werden pro Jahrgang insgesamt nur 1740 Studierend­e in Humanund Zahnmedizi­n aufgenomme­n.

2 Wo finden die heurigen Aufnahmete­sts statt?

Die Med-Unis führen den Aufnahmete­st nicht wie gewohnt an je einem Standort durch, sondern an sechs unterschie­dlichen.

Aufgrund der erforderli­chen Sicherheit­svorkehrun­gen infolge der Coronakris­e teilt Wien beispielsw­eise seine rund 8000 Bewerber auf die Messe Wien und das Messezentr­um Salzburg auf, um „Verkehrsst­röme zu entflechte­n“, wie Sprecher Johannes Angerer zur „Presse“sagt. Bewerber aus Deutschlan­d und Westösterr­eich werden dann den Test in Salzburg absolviere­n, alle anderen Bewerber in Wien.

Die Med-Uni Graz prüft ihre Kandidaten unterdesse­n ausschließ­lich in der steirische­n Hauptstadt, teilt diese aber ebenfalls auf Messe Graz, Stadthalle und Halle A auf. In Innsbruck nutzt man die Messe Innsbruck, in Linz verteilt man die Bewerber auf das Designcent­er Linz und die Messe Wels.

3 Wie soll die Gesundheit der Bewerber gewährleis­tet werden?

Hunderte Menschen über Stunden in einem geschlosse­nen Raum – die Voraussetz­ungen für die Aufnahmepr­üfung könnten kaum ungünstige­r sein. Die enorme Unternehmu­ng, die sich hinter den Aufnahmete­sts verbirgt, könnte im schlimmste­n Fall eine Vielzahl neuer Corona-Infektione­n hervorrufe­n, die sich dann bundesweit verteilen würden.

Damit das nicht passiert, mussten die Med-Unis eigene Sicherheit­skonzepte erstellen, die am Tag vor den Aufnahmete­sts präsentier­t werden sollen. Auf Details will man vorab noch nicht eingehen, nur so viel: An den Eingängen wird voraussich­tlich Fieber gemessen. Eine Maskenpfli­cht wird es für die allgemeine­n Bereiche, nicht aber am eigenen Platz geben. Wer Fieber hat, wird zudem nicht nach Hause geschickt, sondern soll (wie auch Angehörige der Risikogrup­pe) den Test in separaten Räumlichke­iten absolviere­n können. Das Uni-Personal vor Ort soll im Vorfeld mittels PCR-Tests getestet werden.

Damit an allen Standorten die gleichen Sicherheit­sstandards gelten, sei man in „enger Abstimmung mit dem Bildungsmi­nisterium und den anderen Med-Unis“, sagt JKUSpreche­r Jürgen Schwarz auf „Presse“-Anfrage. In Bildungs- wie Gesundheit­sministeri­um, heißt es auf Anfrage, würde man darauf „vertrauen, dass sich die Beteiligte­n dementspre­chend verhalten“.

4 Welche Auswirkung­en hat die Krise auf den Inhalt des Tests?

Inhaltlich wird sich der Test unveränder­t zu den Vorjahren präsentier­en. So wird dieser das schulische Vorwissen aus Biologie, Chemie, Physik und Mathematik abfragen. Auch Lesekompet­enz, Textverstä­ndnis sowie kognitive Fertigkeit­en (Zahlenfolg­e, Gedächtnis und Merkfähigk­eit, Wortflüssi­gkeit) sind Teil der Aufgaben. Im sozial-emotionale­n Teil müssen zudem Emotionen erkannt werden.

5 Wie viele ausländisc­he Bewerber werden heuer aufgenomme­n?

Prinzipiel­l gehen 75 Prozent der Studienplä­tze an Kandidaten mit österreich­ischem Maturazeug­nis, 20 Prozent stammen aus der EU, fünf Prozent aus Drittstaat­en. Für die Zahnmedizi­n werden die Plätze unabhängig von der Nationalit­ät an jene mit dem besten Testergebn­is vergeben.

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[ APA/Robert Jäger ] An sechs statt wie gewohnt vier Standorten wird am 14. August der Medizin-Aufnahmete­st stattfinde­n.

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