Weniger Arbeitslose als im Juni
432.000 Arbeitslose waren Ende Juli registriert, das sind zwar um 107.000 mehr als vor einem Jahr, aber gegenüber dem Vormonat ging die Arbeitslosigkeit zurück.
Wien. Seit viereinhalb Monaten bestimmt die Coronakrise die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer lag Ende Juli im Vorjahresvergleich um 33 Prozent höher. 432.539 Personen waren arbeitslos gemeldet oder in Schulung, das sind um 107.333 mehr als im Vorjahresmonat. Der coronabedingte Höchststand wurde Mitte April mit 588.000 Betroffenen erreicht.
Die Lockerungen der Coronamaßnahmen und das Wiederhochfahren der Wirtschaft haben teilweise zu einer Entspannung auf dem Arbeitsmarkt geführt. Gegenüber Ende Juni sank die Zahl der registrierten Arbeitslosen Ende Juli um 30.815 Personen (minus 7,4 Prozent), und die AMS-Schulungsteilnahmen blieben annähernd unverändert, teilte das Arbeitsministerium am Montag mit. Man werde „die Auswirkungen dieser Weltwirtschaftskrise auf den Arbeitsmarkt noch längere Zeit spüren“, so Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP). Die Maß
nahmen würden aber „Wirkung zeigen“, im Juli habe es 274.000 Kurzarbeitende weniger gegeben als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote lag in Österreich mit 9,2 Prozent um 2,7 Prozentpunkte höher als im Juli 2019. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten ging im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat laut vorläufiger Prognose um 2,3 Prozent auf 3,79 Millionen zurück.
„Große Unsicherheiten“
Die Situation von Jugendlichen, älteren Menschen, Geringqualifizierten und Arbeitnehmern aus dem Tourismus verbessere sich nur langsam und sei „von großen Unsicherheiten geprägt“, schreibt das Arbeitsmarktservice in einer aktuellen Analyse. Außerdem seien Arbeitnehmer mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft in der Coronakrise von Arbeitslosigkeit besonders betroffen. Weiter falle die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen je nach Wirtschaftsschwerpunkt in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich aus. In der Steiermark, in Oberösterreich und Niederösterreich bestimmt neben dem Tourismus auch die Auftragslage in der Industrie maßgeblich die Arbeitsmarktentwicklung.
Laut AMS verfestigt sich die Langzeitbeschäftigungslosigkeit. Dies sei typisch für Erholungsphasen auf dem Arbeitsmarkt, weil zuerst Personen mit besseren Arbeitsmarktchancen einen Job finden würden. Mittlerweile gelten 119.000 Personen als langzeitarbeitslos, ein Viertel mehr als vor einem Jahr. Betroffen davon sind vor allem ältere Menschen mit gesundheitlichen Problemen und schlechter Qualifikation.
Die Coronakrise trifft den Arbeitsmarkt in den Bundesländern unterschiedlich. Während die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer in Tirol (plus 75 Prozent) und Salzburg (50,8 Prozent) im Vorjahresvergleich kräftig zulegte, belief sich das Plus in Kärnten auf 25,6 Prozent. Der gute Sommertourismus rund um die Kärntner Seen hat zu einer Arbeitsmarktentspannung geführt.
Auch deutlich steigende Arbeitslosenzahlen verzeichnete Vorarlberg mit plus 44,3 Prozent. Geringer fiel das Plus in der Steiermark (34,3 Prozent), Oberösterreich (31,6 Prozent), Wien (31,1 Prozent) und dem Burgenland (26,3 Prozent) aus.
Nach Altersgruppen betrachtet gab es den stärksten Anstieg bei den 25- bis 49-Jährigen mit plus 37,6 Prozent, gefolgt von den Älteren (50 Jahre und älter) mit plus 28,7 Prozent und den Jugendlichen unter 25 Jahren mit plus 24,6 Prozent. Ohne Schulungsteilnehmer stieg die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen um 52,4 Prozent. Besonders stark steigende Arbeitslosenzahlen wurden bei Ausländern (plus 42,4 Prozent), Personen mit höherer Ausbildung (35,2 Prozent) und Personen mit maximal Pflichtschulausbildung (33,1 Prozent) verzeichnet. Der Anstieg bei Frauen (32,1 Prozent) und Männern (33,8 Prozent) fiel ähnlich hoch aus.
Die Arbeitslosigkeit ist speziell im Tourismus coronabedingt weiterhin hoch. Die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer im Bereich Beherbergung und Gastronomie lag Ende Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat um 73,8 Prozent höher bei rund 55.367. Die laufende Sommerhochsaison hat die Tourismus-Arbeitslosenzahlen aber merkbar sinken lassen, im Juni waren noch mehr als 73.000 ohne Job. (APA)