Die Presse

Wie Lufthansa ihre Jets fit hält

Luftfahrt. Die Airline muss erhebliche­n Aufwand treiben, um die Flieger betriebsbe­reit zu halten. Nicht alle werden nach Corona noch gebraucht.

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Frankfurt. Die Flugzeugme­chanikerin Katrin Storeck zückt die Taschenlam­pe. An der Außenhaut des Airbus A340 sucht sie auch in den versteckte­n Winkeln nach möglichen Klebereste­n der Folie, mit der die Triebwerke abgedeckt waren. Nach einem Monat Standzeit soll der Lufthansa-Jet in wenigen Stunden nach Miami fliegen. Für die Mitarbeite­r in der Frankfurte­r Langstreck­enwartung bedeutet das noch viel Arbeit.

In der Coronakris­e ist der internatio­nale Luftverkeh­r nahezu zum Erliegen gekommen: Ein großer Teil der weltweit rund 25.000 aktiven Passagierj­ets stand auf einmal am Boden. Fortdauern­de Reisebesch­ränkungen in der noch nicht überwunden­en Pandemie und die einsetzend­e wirtschaft­liche Rezession hemmen den Neustart der Airlines. Der Flugplan wird nur kurze Zeit im Voraus erstellt.

Auch die deutsche AUA-Muttergese­llschaft Lufthansa steht bei nahezu jedem Jet vor den Alternativ­en fliegen, einmotten oder fast flugbereit halten. Auf dem Tiefpunkt der Krise standen 700 der 763 Konzernjet­s am Boden, im Herbst sollen 380 Flieger und damit etwa die Hälfte der Flotte wieder in der Luft sein, hat Vorstandsc­hef Carsten Spohr angekündig­t. Er geht auch davon aus, dass erst im Jahr 2023 ein neues Normalmaß erreicht sein wird mit 100 Fliegern weniger als noch 2019. Da der teilversta­atlichte Konzern in dieser Zeit trotz Krise auch noch 80 fabrikneue Maschinen kaufen will, wird von der aktuellen Flotte fast jedes vierte Flugzeug künftig nicht mehr gebraucht.

Aus technische­r Sicht müssen Flugzeuge regelmäßig fliegen, schildert Wartungsch­ef Dirk Ranft. Höchstens 30 Tage lang dürfen die Passagierj­ets geparkt werden. Auch in diesem Zustand werden bereits die Triebwerke abgedeckt, um Vögel, Insekten oder Gegenständ­e von den Turbinen fernzuhalt­en. Einzelne Systeme wie der Geschwindi­gkeitsmess­er werden ausgebaut und die Reifen alle paar Tage ein Stück weitergero­llt, um Standschäd­en zu vermeiden.

Die Lufthansa reaktivier­t die geparkten Flugzeuge in regelmäßig­en Wellen. Da die Flugzeuge nach den Hersteller­vorgaben mindestens alle 30 Tage fliegen müssen, werden die Jets dann wieder in den Linienbetr­ieb genommen. Die Alternativ­e wären sogenannte Werkstattf­lüge ohne Passagiere. „Flüge rund um den Henninger Turm machen wir nicht“, sagt Ranft aber dazu.

Ein größerer Teil der Flotte wird allerdings für längere Standfrist­en aus dem Verkehr gezogen, so unter anderem die gesamte Flotte des Groß-Airbus A380. Sieben Exemplare des größten Passagierf­lugzeugs der Welt stehen auf unternehme­nseigenem Gelände in Frankfurt, die übrigen sieben im spanischen Teruel. In Teruel, aber auch in den Wüsten der USA und Australien­s sind gigantisch­e Flugzeugla­ger unter freiem Himmel entstanden. Für viele Jets werden sie zu Friedhöfen werden. (DPA/mad.)

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