Ein Wald-undWiesen-Festival für Wagner
Die Weinviertler Festspiele wollen sich dem Werk Wagners widmen. Die Eröffnungsgala enttäuschte leider.
Vor hundert Jahren seien die Salzburger Festspiele gegründet worden, nun seien, in ebenso schweren Zeiten, die Weinviertler Festspiele dran . . . Man muss hoffen, dass der Vergleich, den die als Festspiel-Präsidentin amtierende Society-Lady Eva Walderdorff zur Einleitung zog, selbstironisch gemeint war. Denn das ermüdend lange, schlecht geprobte Wald-und-Wiesen-Programm der eröffnenden Gala rechtfertigte ihn nicht.
Unter dem Titel „Not only Wagner“präsentierte sich im Amphitheater von Mikulov, ein paar Kilometer jenseits der Nordgrenze Niederösterreichs, eine bunte Mischung aus Nachwuchssängern und großen Namen. In der wenig charmanten Betonschale wäre Platz für 2200 Besucher gewesen, aus Sicherheitsgründen wurden nur 1000 Karten aufgelegt, das erschienene Publikum war deutlich kleiner – und klatschte bereits vor der Schlussphrase des „Bajazzo“-Prologs. Die Akustik knallte und hallte, verschluckte leider nicht die vielen falschen Töne. Hauptverantwortlich dafür war das „Festspiel-Orchester“, das sich aus einem Pool von Brünner Musikern rekrutiert, die – eigenen Angaben zufolge – kaum bis keine Opernerfahrung haben. Mit einer einzigen Probe am Aufführungstag war da auch nicht viel auszurichten. Musikdirektor Matthias Fletzberger produzierte einen unbedarften Pauschalton, unter ihm zerbröselte die Hallen-Arie ebenso wie der Walkürenritt. Weitaus geschickter wirkte Levente Török, der zweite Dirigent des Abends.
Einsamer Star: Tomasz Konieczny
Wenn unerfahrener Nachwuchs sich an große Nummern der Literatur machte, meinte man sich eher beim Vorsingen in einem Provinztheater, wohltuende Ausnahmen: Hermine May mit nobel auf Linie gesungener Habanera und Szilvia Vörös mit Ebolis „O don fatale“. Überraschungseinspringer Günther Groissböck begeisterte mit einer exzellenten GreminArie, Kurt Rydl vertrat als wuchtiger Kezal die Generation der Bühnenpersönlichkeiten, Sebastian Holecek kämpfte bereits mit lieber Mühe den Pizarro nieder, Franz Hawlatas Sachs klang gebrechlich.
So blieb die solitäre Starrolle Tomasz Konieczny, der mit mächtigem Bariton den Aleko und den „Siegfried“-Wanderer sang. Enttäuschend dagegen FestspielGründer Peter Svensson mit Siegfrieds Schmiedeliedern: wenig Durchschlagskraft und schwere Intonationsmängel in der Höhe, dafür kostümiert wie eine Parodie von Mime. Daniela Fally war zum Finale eine kecke „Candide“-Kunigunde.