Die Presse

Prozesse hinter dem Fußball

Europa League. In Manchester startet Dominik Thalhammer das Lask-Abenteuer. Warum seine Spielidee passen könnte, und wo Knackpunkt­e liegen.

- VON SENTA WINTNER

In Manchester startet Dominik Thalhammer sein LaskAbente­uer.

Manchester/Wien. Eigentlich ist es eine Premiere, wie man sie sich erträumt: zu Gast bei Manchester United im Old Trafford. Doch die ungewöhnli­chen Umstände machen das Pflichtspi­eldebüt für Dominik Thalhammer als Lask-Trainer zu einem besonderen. So absolviere­n die Linzer heute (21 Uhr, live Dazn) ihr Achtelfina­l-Rückspiel der Europa League im „Theatre of Dreams“vor leeren Rängen und mit einem 0:5-Rückstand aus dem Hinspiel im März.

„Es kann einen Motivation­sschub geben, wenn wir es schaffen, mit einer sehr guten Leistung zu spielen und das Resultat auch ein gutes Ergebnis ist“, betont Thalhammer, die Partie gegen den englischen Rekordmeis­ter als Chance zu sehen. Der Aufstieg ist ohnehin in theoretisc­her Ferne, denn noch nie wurde im Europacup ein FünfTore-Vorsprung aufgeholt.

Gerade einmal zwölf Trainingst­age und ein Testspiel (0:2 gegen Senica aus der Slowakei) hat der Lask unter Thalhammer absolviert, sein Wechsel vom FrauenNati­onalteam kam überrasche­nder als die Trennung von Vorgänger

Valerien´ Ismael¨ nach dem Trainingss­kandal und dem sportliche­n Rückfall auf Platz vier. Dass die sonst Social-Media-affinen ÖFBFrauen ihren langjährig­en Erfolgscoa­ch (EM-Halbfinale 2017) nicht öffentlich verabschie­det haben, spricht für sich. Wie gut aber passen Dominik Thalhammer und seine Idee vom Spiel zum Lask?

Ruhig, aber fordernd

Mit seiner ruhigen, unaufgereg­ten Art knüpft der neue Lask-Coach menschlich mehr an die Linie von Vorvorgäng­er Oliver Glasner an, knackige Sprüche wie von Ismael¨ sind vom 49-Jährigen nicht zu erwarten. Seine Philosophi­e fußt auf Pressing, taktischer Flexibilit­ät und einem eingespiel­ten Stamm, was zu den Linzern passt. Thalhammer­s sehr geschätzte­r Begriff sind die Prozesse, in die sich eine Partie zerlegen lässt und die für sich analysiert und optimiert werden können. Ein solcher Erkenntnis­gewinn sei das Ziel gegen United, das bestenfall­s mit einer B-Auswahl antreten wird. „Wie oft funktionie­rt unser Pressing? Wie viele Ballgewinn­e haben wir? Wie oft funktionie­rt unser offensiver Plan gegen diesen Gegner?“, so Thalhammer. „Und wenn diese Prozesse oft funktionie­ren, dann ist auch ein gutes Ergebnis die logische Folge.“

Thalhammer­s Herangehen­sweise birgt zwei kritische Punkte. Zum einen fordert der frühere Leiter der ÖFB-Traineraus­bildung unermüdlic­h Lernbereit­schaft und Eigenveran­twortung ein. „Die Spieler sollen das Warum verstehen, nicht nur das Was oder Wie“, betont er. Zum anderen steht sein Fokus auf Entwicklun­g und das große Ganze nach neun Jahren im „sicheren Hafen“ÖFB nun im deutlich schnellleb­igeren Bundesliga-Geschäft auf dem Prüfstand.

Thalhammer ist der einzige Neue im Lask-Flieger, denn Jewgen Tscheberko, Felix Luckeneder, Lukas Grgic, Mads Emil Madsen und Mamoudou Karamoko haben noch keine Spielberec­htigung. Thomas Goiginger und Marvin Potzmann sind nicht fit, dafür ist Peter Michorl, dessen Wechsel zu Bremen geplatzt ist, an Bord. Die Rückreise erfolgt früher als geplant, weil der ursprüngli­che Slot für den Charter auf dem Flughafen an Real Madrid (in der Champions League bei Man City zu Gast) ging.

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[ APA ] Für Dominik Thalhammer ist Erkenntnis­gewinn das Ziel in Manchester.

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