Nicht alles läuft glatt für den Strippenzieher des Nahen Ostens
Vereinigte Arabische Emirate. Mohammed bin Zayed al-Nahyan, der Kronprinz der Emirate, gilt als einer der mächtigsten Männer der Region. Von Libyen bis hinein ins saudische Königshaus hat er seine Hände mit im Spiel. Aber mit seinem Hyperaktivismus macht
Abu Dhabi/Istanbul. Als US-Präsident Donald Trump vor einigen Tagen mit einem Kronprinzen im Nahen Osten über die Weltpolitik plauderte, sprach er nicht mit dem saudischen Thronfolger Mohammed bin Salman, alias MBS, sondern mit Mohammed bin Zayed al-Nahyan, dem starken Mann der Vereinigten Arabischen Emirate. Trump und der Kronprinz, genannt MBZ, redeten über die Lage in der Region und den Konflikt in Libyen, in dem die Emirate eine wichtige Rolle spielen.
Obwohl MBZ auf den ersten Blick nur der Herrscher eines Ministaates mit nicht einmal zehn Millionen Einwohnern ist, zählt er zu den einflussreichsten Männern der Region. Als Golfstaat, der sich von der Abhängigkeit vom Öl befreien und Investoren aus aller Welt anlocken will, sind die Emirate inzwischen wesentlich weiter gekommen als Saudiarabien. Dubai, die größte Stadt der Emirate, ist ein Zentrum des internationalen Handels, Flugverkehrs und Finanzsektors.
Letzte Woche schossen die Emirate die erste arabische Mars-Sonde ins All. Auch politisch haben sich die Emirate unter MBZ zu einem überregional bedeutenden Akteur entwickelt. Die „New York Times“nannte Mohammed bin Zayed al-Nahyan „den mächtigsten arabischen Herrscher“überhaupt.
MBZ, ein in Großbritannien ausgebildeter Hubschrauberpilot, hat die Streitkräfte seines Landes mit teuren US-Waffen ausgerüstet. Er ist ein entschiedener Gegner der Muslimbruderschaft, der ältesten Bewegung des politischen Islam. MBZ, Saudiarabien und Ägypten sehen die Muslimbrüder als Gefahr für die jeweiligen Herrschaftssysteme. Sein zweiter Hauptfeind ist der Iran. Enge Beziehungen zu Trump sind für MBZ ein Mittel, um seine Ziele zu erreichen.
Katar-Boykott war ein Misserfolg
MBZ, der seit 2004 Thronfolger ist, mischt nicht nur in Libyen mit. Auch im Jemen, in Syrien, in Somalia und im Golf-Disput mit Katar sind die Emirate aktiv. Seine Politik macht ihn zu einem Gegner der Türkei, die neben Katar die wichtigste Verbündete der
Muslimbrüder ist. Folglich stehen die Emirate und die Türkei im Libyen-Konflikt auf gegnerischen Seiten.
Im Nahen Osten bleibt Mohammed bin Salman der wichtigste Partner von MBZ. Politische Beobachter schreiben dem 59-jährigen Prinzen einen entscheidenden Einfluss auf die Karriere des jungen saudischen Thronfolgers zu. Eigentlich war ja ein Vetter von MBS, Mohammed bin-Nayef, als nächster saudischer König vorgesehen. Bin-Nayef, ein Ex-Innenminister, hatte viele Freunde in den USA, doch mit MBZ in den Emiraten kam er nicht zurecht. Der setzte deshalb alles daran, eine Thronbesteigung des früheren Ministers in Riad zu verhindern. Schon 2015 sagte MBZ demnach im Gespräch mit US-Regierungsvertretern über bin-Nayef: „Er kann nicht König sein. Er wird nicht König sein.“Zwei Jahre später musste bin-Nayef zugunsten von Mohammed bin Salman als Thronfolger zurücktreten.
Trotz seiner Macht läuft für MBZ längst nicht alles glatt. Der von ihm mitinitiierte Boykott gegen Katar ist ein Misserfolg, das kleine Emirat konnte nicht in die Knie gezwungen werden. Der Iran ist durch USSanktionen zwar geschwächt, hat aber weiter großen Einfluss im Irak, in Syrien, im Libanon und Jemen. Zudem sind die Beziehungen zwischen MBZ und Mohammed bin Salman nicht immer konfliktfrei. So zogen sich die Emirate aus dem Krieg im Jemen zurück und unterstützten südjemenitische Separatisten – sehr zum Ärger der von den Saudis angeführten Kriegskoalition.