Die Presse

Moskau will bei Covid-Impfung Welterster sein

Wenig erprobter Impfstoff soll bis spätestens 12. August zugelassen werden.

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Moskau. Russland ist wild entschloss­en, den Wettkampf um die Zulassung der ersten CovidImpfu­ng zu gewinnen. Bis spätestens 12. August soll eine in russischen Labors entwickelt­e Vakzine vom Gesundheit­sministeri­um zugelassen werden.

Das gab Kirill Dmitriev, Chef des russischen Staatsfond­s für Direktinve­stitionen (RDIF), zu Wochenbegi­nn bekannt. Der RDIF investiert in die Entwicklun­g des Impfstoffs und in künftige Produktion­sstätten. Mit der Herstellun­g der Impfung soll im Oktober begonnen werden. Pro Monat sei die Ausgabe von zehn Millionen Vakzinen möglich, heißt es. Derzeit sei man mit „großen Hersteller­n“in Indien und Brasilien im Gespräch, erklärte Dmitriev, um die Produktion­skapazität­en zu erweitern.

Kleine Probandenz­ahl

Alles läuft nach Plan, den Kremlchef Wladimir Putin vorgegeben hat. Doch es mehren sich Bedenken bezüglich der Qualität des Impfstoffs. Federführe­nd an der Entwicklun­g der russischen Covid-Impfung beteiligt ist das staatliche Galameja-Institut. Im Juli wurde die erste Phase klinischer Tests abgeschlos­sen. In der Kritik steht, dass die bisherige Zahl an 76 Probanden verschwind­end gering ist. Normalerwe­ise gibt es umfangreic­he Tests an Tausenden Freiwillig­en, bis ein Impfstoff zugelassen wird. Inwieweit der Impfstoff noch einer weiteren Prüfung unterzogen werden soll, ist unklar.

Das unorthodox­e Vorgehen Moskaus hat nun auch die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO alarmiert. In einer aktuellen Stellungna­hme heißt es, dass „jeder Impfstoff einer Serie von Tests unterzogen werden“müsse, bevor er zugelassen werden könne. Für den Prozess würden „klare Vorschrift­en“gelten. Bleibt die Frage, ob der Kreml diese beherzigt. (som)

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