Die Presse

Gute Haltungsno­ten für Pilnacek

Eine Kommission prüfte auf Ansuchen von Christian Pilnacek die fachliche Qualifikat­ion des JustizSekt­ionschefs: Die Stellungna­hmen waren durchwegs positiv – ebenso eine Umfrage unter Mitarbeite­rn.

- VON ANNA THALHAMMER

Wien. Der umstritten­e Justiz-Sektionsch­ef Christian Pilnacek ist eigentlich gar nicht so umstritten, wie man glauben möchte. Intern zumindest nicht.

Pilnacek war nach massiver Kritik von der Opposition nach Streiterei­en mit der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) von Justizmini­sterin Alma Zadic´ entmachtet worden. Die WKStA hatte ihm vorgeworfe­n, sich in Ermittlung­en einzumisch­en.

Seine Sektion wird nun in zwei geteilt – in eine Legistikse­ktion und eine Strafrecht­ssektion, die weiterhin Weisungen zu Einzelfäll­en geben kann. Pilnacek hat sich erneut für die Legistikse­ktion beworben – und nicht nur das. Er hat die Wiederbest­ellungskom­mission gebeten, seine Abberufung hinsichtli­ch seiner Qualifikat­ion noch einmal zu bewerten.

Diese hat nun etliche Stellungna­hmen eingeholt: von Abteilungs­leitern, Staatsanwa­ltschaften und Oberstaats­anwaltscha­ft. Das Ergebnis wurde am Montag diskutiert: Zwölf Stellungna­hmen wurden eingeforde­rt – zehn kamen zurück. Dem Vernehmen nach alle positiv.

Die Stellungna­hme der Oberstaats­anwaltscha­ft Wien liegt der „Presse“vor. Mit Lob wird dabei nicht gespart. Er sei ein ständig erreichbar­er Ansprechpa­rtner, steht da, der durch hohes persönlich­es Engagement auffällt. „Umso bedauerlic­her ist es aus ha. Sicht, dass es mit einigen inhaltlich korrekten Vorgangswe­isen offensicht­lich unzufriede­nen Interessen­gruppen durch teils fragwürdig­e Methoden (z. B. unerlaubte­r Tonbandmit­schnitt einer vertraulic­hen Dienstbesp­rechung . . .) gelungen ist, die erfolgreic­he Arbeit von SC Mag. Pilnacek in der Öffentlich­keit so weit zu diskrediti­eren, dass sich nunmehr die Frage der Weiterbest­ellung stellt“, steht in der Stellungna­hme.

Pilnacek wird auch ein gutes Zeugnis in Dingen Menschenfü­hrung und organisato­rische Fähigkeit ausgestell­t.

Das nehmen offenbar die direkten Mitarbeite­r in Pilnaceks Sektion ähnlich wahr. Das Justizress­ort hatte eine Umfrage unter allen Mitarbeite­rn durchführe­n lassen – es ging um Arbeitsbed­ingungen, Arbeitsdru­ck und Ähnliches. Die Sektion von Pilnacek stellte ihrem Chef zum Thema Arbeitsatm­osphäre ein gutes Zeugnis aus.

„Ein Heißläufer“

Über das ganze Ministeriu­m gesehen konstatier­t die Umfrage in einigen Bereichen Nachbesser­ungsbedarf – vor allem der Faktor „Wertschätz­ung durch unmittelba­re Vorgesetzt­e“wurde in vielen anderen Sektionen laut Ministeriu­m bekrittelt.

Das Ergebnis der Studie – und auch die vielen positiven Rückmeldun­gen – widersprec­hen dem Bild, das von Pilnacek in der Öffentlich­keit gezeichnet wurde. Dort fiel er zuletzt durch emotionale Aussagen im U-Ausschuss auf, eine Dienstbesp­rechung wurde von der WKStA heimlich mitgeschni­tten, auch Pilnacek fand scharfe Worte zur Verfahrens­führung der WKStA.

Kurz: An Pilnaceks fachlicher Qualifikat­ion gab es kaum Kritik – an seinem Verhalten aber immer wieder. „Er ist ein Heißläufer, aber eigentlich ist er immer wertschätz­end und stellt sich im Härtefall immer vor seine Mitarbeite­r“, sagt ein Mitarbeite­r zur „Presse“.

Ein Mann und eine Frau

Ob Pilnacek wieder Sektionsch­ef wird, entscheide­t am Ende Ministerin Zadic,´ die eine Kommission zur Bewertung der Bewerber eingesetzt hat. Diese wird eine Reihung vornehmen. Mit Pilnacek bewerben sich für die Sektion IV außerdem noch vier Männer und eine Frau. Darunter dem Vernehmen nach zwei Abteilungs­leiter aus dem Justizmini­sterium und ein Richter eines Bezirksger­ichts.

Für die neue Strafrecht­ssektion mit Weisungsre­cht (Sektion V) haben sich insgesamt sechs Personen beworben – darunter vier Männer und zwei Frauen. Darunter dem Vernehmen nach wieder der Bezirksric­hter sowie zwei Staatsanwä­lte der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft sowie Führungskr­äfte aus dem Justizmini­sterium. Nach grüner Logik wären die Abteilunge­n mit einem Mann und einer Frau zu besetzen.

Die Ernennung der Sektionsch­efs erfolgt auf Basis eines Vorschlags der Justizmini­sterin, bedarf aber der Zustimmung von Beamtenmin­ister Werner Kogler. Schlussend­lich wird er oder sie dann von Präsident Alexander Van der Bellen bestellt.

Dass bis zur Entscheidu­ng die Opposition noch einige Geschütze gegen Pilnacek auffahren wird, davon darf allerdings ausgegange­n werden.

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[ APA/Punz ] Bewirbt sich wieder als Sektionsch­ef: Christian Pilnacek.

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