Die Presse

Sprühnebel oder: Was flüssig und was überflüssi­g ist

Nachhaltig­keit? Erst wieder nach der Wahl! Wiens coolstes Kühlen – vor dem Hochstrahl­brunnen.

- VON WOLFGANG FREITAG E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

Es ist etwas Schönes um die Bescheiden­heit. Zufrieden sein mit dem, was man hat, oder sich womöglich gar ein Stück weit einschränk­en, schließlic­h: Ein bisserl weniger ist ja noch immer genug, oder? Statt Urlaub in der Karibik ein Sommer auf der Donauinsel. Statt Parmaschin­ken zwei Blatt Extrawurst aufs Brot. Oder noch besser, weil uns so leid ist um das liebe Vieh: zwei Gurkensche­iben. Und zur Trafik fahren wir nicht mehr mit dem Auto, sondern, strikt umweltbewu­sst, mit dem E-Bike.

Anderersei­ts, ganz ehrlich: Auf Dauer ist dieses Selbstkast­eien, in das wir jüngst auch pandemiebe­dingt gar heftig eingeübt wurden, sicher nicht das, was wir uns unter Wohlstands­leben vorgestell­t haben. Da möcht man dann vielleicht einmal etwas richtig Verrücktes tun, etwas, das keiner erwartet, zweckfrei wie ein U-Boot auf dem Mount Everest, entbehrlic­h wie ein Fallschirm unter Wasser. Sagen wir: Sand in die Sahara tragen – oder Luftbefeuc­hter in den Regenwald. Oder, weil’s uns doch näher liegt: Sprühnebel­duschen vor das wassersprü­hendste Wasserspie­l der Stadt stellen.

Da sieht man sie, gestützt auf fünf Steher, die feuchten Träume Wiener Stadtregen­ten, direkt vor dem Hochstrahl­brunnen, und kein Zweifel, sie sprühnebel­n, was sie können. Kein Zweifel freilich auch, dass sich ihr ach so cooles Kühlen angesichts der Brunnennac­hbarschaft, und wie deren Fontänen über die Passanten wehen, einigermaß­en, nun ja, überflüssi­g ausnimmt. Doch was soll’s? Wir bauen ja dieser Tage auch ein temporäres Planschbec­ken auf dem Gürtel. Warum? Wozu die Frage? Na so halt – weil wir’s uns eben (noch?) leisten können in unserer Erste-Welt-Blase.

Und um die neue Bescheiden­heit, das Ressourcen­schonen, die Nachhaltig­keit und dieses ganze UmweltKlim­a-Bio-Zeugs, um all das kümmern wir uns wieder nach der Wiener Wahl.

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[ wf ] Ressourcen­schonung? Nebeldusch­en vor Hochstrahl­brunnen.
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