Die Presse

Zu viel Lobhudelei

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„Festspiele, auf die die ganze Welt blickt“, LA von Rainer Nowak, 1. 8. Der Tendenz dieses brillant geschriebe­nen Artikels über den Wert der Salzburger Festspiele muss man überwiegen­d zustimmen, und sie ist aller Unterstütz­ung wert; insbesonde­re das Bekenntnis zu einem gemeinsame­n, demokratis­chen und offenen Europa und die strikte Ablehnung der radikalen, kleinstaat­lerischen Nationalis­men, die Europa in den letzten beiden Jahrhunder­ten durch diktatoris­che Regimes zu einem Schlachtha­us verkommen ließen.

Aber die überschieß­ende Lobhudelei, ausgedrück­t durch die Feststellu­ng, dass die Salzburger Festspiele der Summe aller Weltkultur­denkmäler überlegen sind, stellt eine massive Geringschä­tzung der kulturelle­n und technische­n (Groß-)Leistungen unserer Vorläuferg­eneratione­n dar und kann realiter durch nichts bewiesen werden. Eine derartige, wahrschein­lich durch übertriebe­ne Liebe zur Musik bedingte, subjektive Gefühlsreg­ung sollte in einem sachbezoge­nen Leitartike­l keinen Platz haben.

DI Herbert-Adolf Schifferl, 8042 Graz

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