Österreich im Kampf gegen Covid an Spitze
Studie. Distanzhalten, Versammlungsverbote und Masken: Das hilft gegen eine Infektion mit dem Coronavirus – Schulsperren hingegen bringen weniger.
London. Persönliches Distanzhalten („Baby-Elefant“), Mobilitätseinschränkungen, Verbieten von Versammlungen und Maskenpflicht: Das ist das Rezept in der Bekämpfung von Covid-19. Ein Wissenschaftlerteam hat den Effekt freiwilliger Zurückhaltung und staatlicher Maßnahmen für 13 europäische Staaten bestimmt: Beides reduziert die Zahl der Todesopfer. Das Schließen des Schulbetriebs und Ausgangsbeschränkungen zeigten kleinere und statistisch nicht signifikante Effekte.
Die Statistik der Studienautoren zeigt insgesamt, wie vergleichsweise gut Österreich in den ersten Wochen der Covid-19-Pandemie davonkam: Es gab zwischen Anfang März und Mitte Mai in Österreich 71 Covid-19-Todesfälle pro Million Einwohner. Belgien hatte mit 728 Opfern pro Million Einwohner die meisten Toten zu verzeichnen, gefolgt von Spanien (590), Italien (523) und Großbritannien (511). Auch in Deutschland (98 Opfer je Million Einwohner) und in der Schweiz (178) waren es deutlich mehr als in Österreich.
Laut dieser Studie ist der Effekt freiwilliger Verhaltensänderungen von ähnlicher Größenordnung wie jener von der Regierung verordneter Maßnahmen, schreiben Julian Jamison (Universität von Exeter/ Großbritannien) und die Co-Autoren. Die Wissenschaftler identifizierten per Google-Mobilitätsdaten die freiwilligen Verhaltensänderungen ab Anfang März 2020 und recherchierten die staatlichen Verordnungen in 13 europäischen Ländern: Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Irland, Italien, Niederlande, Portugal, Spanien, Schweden, Schweiz und Großbritannien. Der Beobachtungszeitraum erstreckte sich bis 16. Mai.
Der Punkt, ab wann die Epidemie wirklich zu laufen begann, wurde mit dem Zeitpunkt festgelegt, an dem in einem Fünf-TagesZeitraum die Zahl der Covid-19-Opfer stark zu steigen begann. Laut den Experten war das in Österreich spätestens ab dem 24. März der Fall, in Italien bereits ab 1. März, in Spanien und in Frankreich ab dem 8. März.
Die Google-Mobilitätsdaten zeigten in den meisten Ländern einen Abfall der Mobilität in der Bevölkerung zwischen 8. und 12. März. In Italien galt das schon ab dem 24. Februar. Die Bekanntgabe nationaler Empfehlungen oder Verordnungen, zu Hause zu bleiben, datierten die Wissenschaftler für Österreich mit dem 6. März, in Italien dem 10. März, an hinterer Stelle liegt in der Liste Großbritannien mit dem 23. März (dahinter nur noch Irland, 26. März). Auch Frankreich (17. März) und Portugal (19. März) waren relativ spät dran.
Bremse für Todesfälle
Die staatlichen Maßnahmen begannen laut den Statistiken in Österreich bereits mit 22. bis 26. März, die Covid-19-Todesfälle zu reduzieren. Das erscheint im Vergleich der 13 Staaten der frühest feststellbare Zeitpunkt. In Italien war das bei wesentlich höheren Zahlen erst zwischen 26. und 30. März der Fall, in Dänemark zwischen 29. März und 2. April. In Großbritannien erfolgte das zwischen 8. und 12. April (Irland: 11. bis 15. April).
Sowohl freiwillige Selbstbeschränkung als auch verpflichtende Verordnungen wirken jedenfalls etwa gleich gut und kombiniert. Die Studienautoren: Freiwillig reduzierte Mobilität vor staatlichen Verordnungen verringert die Veränderung des Anstiegs der Todeszahlen pro Tag um 9,2 Prozentpunkte. Staatliche Einschränkungen reduzierten den Anstieg bei den Todesfällen pro Tag um 14 Prozentpunkte. (APA/red.)