Die Presse

Österreich­s schlagkräf­tigstes Trio

Golf. Bei der PGA Championsh­ip treten mit Bernd Wiesberger, Matthias Schwab und Sepp Straka erstmals drei heimische Asse bei einem Major-Turnier an. ÖGV-Sportdirek­tor Niki Zitny spricht über ihre Eigenheite­n, Spielstile und Chancen.

- VON SENTA WINTNER

Wien. Vier Monate später als üblich bestreiten die weltbesten Golfer ihr erstes Major-Turnier des Jahres. Angeführt vom neuen Weltrangli­stenersten, Justin Thomas (USA), schlagen heute (22 Uhr, live, Sky) 156 Spieler bei der PGA Championsh­ip im TPC Harding Park in San Francisco ab, mit Bernd Wiesberger, Matthias Schwab und Sepp Straka sind erstmals bei einem Major drei Österreich­er dabei. Eine Auszeichnu­ng für den heimischen Golfsport, denn nur Gastgeber USA (94), England (9), Australien, Südafrika (je 6), Korea (5), Kanada und Spanien (je 4) stellen mehr Spieler, Deutschlan­d ist etwa einzig durch Martin Kaymer vertreten.

„Es ist ein großes Glück, drei solche Ausnahmeat­hleten zu haben“, sagt Niki Zitny, seit 2009 Sportdirek­tor im Verband (ÖGV). Der Exprofi kennt das Trio seit Jugendtage­n und ist überzeugt: „Alle drei haben ihr Potenzial noch nicht ausgeschöp­ft.“Vor dem historisch­en Abschlag gibt Zitny der „Presse“seine Einschätzu­ng.

Bernd Wiesberger (Weltrangli­sten-29.). Der Burgenländ­er ist Österreich­s Nummer eins, zugleich mit 34 Lebensjahr­en und 20 Major-Turnieren auch der Erfahrenst­e im Trio. Ihn kennt Zitny am besten, auch weil er sich mit Wiesberger in den Anfangsjah­ren bei Turnieren oft ein Zimmer geteilt hat. „Es war immer sehr angenehm, er ist ein extrem ruhiges Wesen“, berichtet der

Wiener. Auf dem Platz sei das anders. „Da ist er manchmal ein Hitzkopf.“Wie zuletzt können auf Aussetzer geniale Runden folgen – und umgekehrt. „Hit and Hope“nennt Zitny das, „vielleicht fehlt ihm ein bisschen die Konstanz.“

Das vergangene Jahr, als Wiesberger drei Turniere gewann (insgesamt acht) und den Gesamtsieg auf der European Tour nur knapp verpasste, habe seine Stärke demonstrie­rt. „Er ist in allen Bereichen schon extrem gut, das eine oder andere Zehntel ist noch drin“, sagt der ÖGV-Sportdirek­tor. Bei der PGA Championsh­ip erzielte Wiesberger sein Major-Topresulta­t (2014 als 15.). „Vielleicht war es sogar gut, dass er vergangene Woche nicht so performt hat wie erhofft. Das hat er sicher gut analysiert.“

Matthias Schwab (79.). Den Steirer hat Zitny im Alter von etwa zwölf Jahren kennengele­rnt – und ihm die große Karriere schon sehr früh zugetraut. „Er hat mit 14, 15 genau gleich geschwunge­n wie jetzt. Da wusste ich, dass es in die richtige Richtung gehen wird, wenn kein Trainer das verhaut“, erzählt der 47-Jährige. Die Gefahr bestand nicht, denn Schwab denke seit jungen Jahren wie ein Vollprofi, bleibe selbst in kritischen Spielsitua­tionen ruhig. „Den schmeißt nichts aus der Bahn, das ist seine große Stärke“, sagt Zitny. Im langen Spiel sieht er den 25-Jährigen schon jetzt im Spitzenfel­d, „im kurzen hat er sicher noch Potenzial“.

Mit Platz drei bei der Barracuda Championsh­ip hat der Absolvent der Vanderbilt University am Wochenende für das beste Resultat eines Österreich­ers auf der PGA-Tour gesorgt und sich für seine Major-Premiere warmgespie­lt. „Er ist in Topform, da kann eigentlich nicht viel passieren.“

Sepp Straka (146.). Den Austroamer­ikaner, 27, bezeichnet Zitny als „Iron Man“, weil er sich wie jetzt vor dem Major erst nach sieben Turnieren in Folge eine Pause gegönnt hat. „Er ist keiner, der acht Stunden auf der Driving Range steht, sondern er entwickelt sich über das Spielen“, sagt der Exprofi. Auch Straka zeichne die Ruhe aus. „Er hat einen simplen Schwung, tut nicht lang herum.“

Mit 14 Jahren übersiedel­te der gebürtige Wiener in die US-Heimat seiner Mutter, für 2019 erspielte er sich als erster Österreich­er die Karte für die PGA-Tour – und hat den Verbleib auch heuer schon wieder so gut wie fix. „Das ist gar nicht hoch genug einzuschät­zen“, betont Zitny. Für Straka ist es das zweite Major nach den US Open im Vorjahr, die Formkurve stimme. „Und er ist frisch und ausgeruht.“

Auf einen heimischen Favoriten will sich Zitny nicht festlegen, „ich traue allen die Top Ten zu“. Den Beitrag des Verbandes am Erfolg des Trios möchte der Sportdirek­tor nicht überbewert­en, er verweist auf das sehr individuel­le Betreuungs­konzept in Jugendjahr­en. „Sie haben sich das selbst hart erarbeitet, davor haben wir den größten Respekt.“Die drei seien sehr unterschie­dliche Typen, aber mit demselben Ziel, weiß Zitny: „Sie wollen Nummer eins der Welt werden.“

 ?? [ „USA Today“Sports (3) ] ?? Bernd Wiesberger (links) ist der Routiniert­este im Bunde, für den Burgenländ­er ist es das bereits 21. Major-Turnier. Sepp Straka (Mitte) ist zum zweiten Mal auf der größten Golfbühne dabei, Matthias Schwab (rechts) gibt seine Premiere.
[ „USA Today“Sports (3) ] Bernd Wiesberger (links) ist der Routiniert­este im Bunde, für den Burgenländ­er ist es das bereits 21. Major-Turnier. Sepp Straka (Mitte) ist zum zweiten Mal auf der größten Golfbühne dabei, Matthias Schwab (rechts) gibt seine Premiere.

Newspapers in German

Newspapers from Austria