Der Goldrausch vor dem Dollar-Fall
Der Run auf das Edelmetall deckt gefährliche Währungsschwächen auf.
Seit ein paar Tagen kostet die Feinunze Gold erstmals in der Geschichte mehr als 2000 Dollar. Schön für die, die ein paar Dukaten oder Barren im Safe haben. Wer gehebelt spekuliert, hat seinen Einsatz zuletzt binnen weniger Tage sogar locker verdoppeln können.
Es sind freilich nicht die Münzsammler, die den Preis so treiben. So richtig aufgesprungen sind jetzt die Profis, die immer mehr aus Anleihen flüchten und in Gold umschichten. Was ja auch kein Wunder ist: Gold bringt zwar keine Zinsen, aber die Realzinsen im Anleihemarkt sind schon lang weitgehend negativ. Wenn jetzt die Inflation anspringt, die Zinsen aber bei null oder darunter bleiben, dann wird die reale Verzinsung noch viel tiefer in negatives Territorium rutschen.
So gesehen ist der aktuelle Goldrausch durchaus rational. Und er wird deshalb mit Sicherheit noch eine ganze Weile anhalten.
Erschreckend wird die Sache allerdings, wenn man sie von der anderen Seite betrachtet. Wenn man Gold als Benchmark für Wertstabilität hernimmt. Dann hat der US-Dollar in diesem Jahr gegenüber Gold schon 30 Prozent eingebüßt. In den vergangenen 100 Jahren waren es im Schnitt 4,5 Prozent. Pro Jahr, versteht sich.
Die Leitwährung der Welt befindet sich also im freien Fall. Dem Euro geht es graduell ein wenig besser, aber auch er verliert in letzter Zeit recht ordentlich.
Den Grund kennen wir alle: die Geldflutung durch die Notenbanken und die damit einhergehende Megaverschuldung der Staaten. Offenbar sind immer mehr Profis der Meinung, dass es aus diesem Teufelskreis – so wichtig dessen Ingangsetzung in der Krise auch gewesen sein mag – keinen vernünftigen Ausweg mehr gibt. Und dass am Ende dieser Entwicklung mittelfristig Währungsreform und Staatsschuldenschnitte stehen werden. Dass sich die Staaten also de facto auf Kosten der Finanzvermögen ihrer Bürger entschulden werden.
Der immer größer werdende Goldrausch auch unter professionellen Anlegern ist jedenfalls ein Hinweis darauf, dass diese das nicht für Verschwörungstheorie, sondern für eine reale Gefahr halten. Da kommen wohl raue Zeiten auf uns zu.