BMW: Erstmals seit elf Jahren rote Zahlen
Auto. Am Beispiel des erfolgsverwöhnten Münchner Herstellers zeigt sich die Misere der globalen Autoindustrie. Infolge der Coronapandemie ging die Konsumlaune stark zurück, zudem betraf der Lockdown auch den Autohandel.
München. Es ist ein historischer Verlust für den seit Jahren auf einer Erfolgswelle schwimmenden bayerischen Autohersteller BMW. Mit einem operativen Verlust von 1,56 Mrd. Euro musste der Konzern im zweiten Quartal den größten Fehlbetrag verbuchen, seit das Unternehmen im Jahr 2001 mit einer quartalsweisen Berichterstattung begann. Dank positiver Konsolidierungseffekte aus dem ebenfalls zurückgegangenen Leasinggeschäft konnte BMW das Minus unter dem Strich zwar auf 212 Mio. Euro verringern, dennoch ist es ein Zeichen, wie stark die Coronakrise die globale Autoindustrie getroffen hat.
Nicht nur, dass der Lockdown zu wochenlangen Produktionsstopps und geschlossenen Autohäusern geführt hat. Auch die Konsumlaune ist weltweit zurückgegangen – und vor allem bei größeren Investitionen wie einem neuen Auto halten sich die Menschen zurück.
In Zahlen ausgedrückt bedeutet das bei BMW, dass die Zahl der verkauften Autos im zweiten Quartal von knapp 650.000 im Jahr 2019 auf etwas mehr als 485.000 Stück zurückgegangen ist. Ein Minus von über 25 Prozent. Angesichts hoher Fixkosten in den Autowerken sorgte das für eine Erosion der Ebit-Marge. Lag diese im Vorjahr noch bei 6,5 Prozent, sank sie mit 10,4 Prozent in den negativen Bereich.
Für das Gesamtjahr zeigt sich das Management der Münchener aber dennoch optimistisch. So soll durch eine zunehmende Belebung der Situation in China sowie die Senkung der Mehrwertsteuer in Deutschland am Jahresende wieder ein Gewinn stehen. Im Juli habe der Konzern bereits wieder mehr Autos verkauft als im Vorjahresmonat, sagte BMW-Chef Oliver Zipse. Die Anleger blieben jedoch skeptisch, die Aktie war mit einem Minus von rund 3,5 Prozent einer der größten Verlierer im deutschen Leitindex DAX.
Conti: „Tritt auf Kostenbremse“
Positiver wurden indes die Ergebnisse vom wichtigen Autozulieferer Continental aufgenommen. Dort konnten sich die Papiere sogar leicht ins Plus bewegen, obwohl das Unternehmen ebenfalls einen herben Verlust bekannt geben musste. Im zweiten Quartal gab es in Summe ein Minus von 741,1 Mio. Euro. Vor einem Jahr hatte Conti noch 484,8 Mio. Gewinn gemacht.
Da der Umsatz bei Conti sogar um 41,2 Prozent auf 6,62 Mrd. Euro eingebrochen ist und die Aussichten weiter unsicher sind, will das Unternehmen mit Einsparungsmaßnahmen weitermachen. „Unser harter Tritt auf die Kostenbremse wirkt spürbar und schnell“, sagte Vorstandschef Elmar Degenhart. Im zweiten Quartal habe Conti die Fixkosten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 400 Mio. Euro gesenkt. Vorerst sollen die Einsparungen – neben Reduktionen bei Investitionen – durch Kurzarbeit erfolgen. Aber auch Kündigungen werden nicht ausgeschlossen. (jaz/ag.)