Die Presse

China will wirtschaft­lich unabhängig­er werden

Fünfjahres­plan. In der Volksrepub­lik wird im Herbst der 14. Fünfjahres­plan beschlosse­n. Ziel der Regierung in Peking ist es, die Binnenwirt­schaft zu stärken und die Abhängigke­it vor allem von Produkten aus den USA zu schmälern.

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Peking. China wird seine Abhängigke­it von ausländisc­hen Märkten und Technologi­en nach den Worten von Regierungs­beratern wegen wachsender Streitigke­iten mit den USA und den Folgen der Coronapand­emie reduzieren. Die Regierung habe ein Konzept vorgelegt, das auf die Stärkung der Binnenwirt­schaft abziele, sagten mit den Plänen vertraute Personen am Mittwoch der Nachrichte­nagentur Reuters.

„Wir werden uns mehr auf die Inlandsnac­hfrage verlassen, da der Außenhande­l zurückgehe­n wird und die Vereinigte­n Staaten eine Technologi­eblockade verhängen“, sagte ein zweiter Insider, der ebenfalls anonym bleiben wollte.

Das Vorgehen könnte zur Priorität im neuen Fünfjahres­plan der Regierung (2021−2025) werden, der von den Spitzen der Kommunisti­schen Partei im Oktober erörtert und gebilligt werden soll, hieß es. Der Plan könne dann Anfang 2021 im Parlament vorgestell­t werden. Der aktuelle Fünfjahres­plan konzentrie­rt sich auf die Abkehr von traditione­llen und umweltvers­chmutzende­n Industrien, die Förderung technologi­scher Innovation­en und den Aufbau einer wohlhabend­eren Gesellscha­ft.

Der erste Fünfjahres­plan in China wurde 1953 beschlosse­n. Anfang nächsten Jahres wird bereits der 14. Fünfjahres­plan in Kraft treten. Neben China wenden heute nur noch wenige Länder, etwa Vietnam und Indien, dieses planwirtsc­haftliche Instrument an.

China versucht, seine Wirtschaft auf ein stärker auf Konsum basierende­s Wachstum auszuricht­en, um weniger abhängig von Exporten und Investitio­nen zu werden. Im vergangene­n Jahr machten die Exporte und Importe 32 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s aus − genau halb so viel wie 2006, wie aus Regierungs­daten hervorgeht.

Höhere US-Zölle haben Exportwelt­meister China zugesetzt. Die Ausfuhren in die Vereinigte­n Staaten brachen im ersten Halbjahr 2020 zudem auch wegen der Coronapand­emie um 11,1 Prozent ein. Washington hat zuletzt chinesisch­e Technologi­ekonzerne wie Huawei und die beliebte VideoApp „TikTok“von ByteDance ins Visier genommen, was in Peking für Verstimmun­g sorgt.

Dienstleis­tung erholt sich

Aufgrund des schwächere­n Exportgesc­häfts ist Chinas Dienstleis­tungsbranc­he im Juli langsamer gewachsen. Der am Mittwoch veröffentl­ichte Caixin/Markit-Einkaufsma­nager-Index fiel von 58,4 Zählern im Juni auf nun 54,1 Punkte. Die 50-Punkte-Marke trennt monatlich Wachstum von Kontraktio­n.

Der Dienstleis­tungssekto­r, auf den 60 Prozent der Wirtschaft und die Hälfte der städtische­n Arbeitsplä­tze entfallen, erholte sich zunächst langsamer als große Hersteller, wuchs jedoch im vergangene­n Monat mit dem höchsten Wert seit zehn Jahren. Anhaltende Arbeitspla­tzverluste infolge eines schwächere­n Exportgesc­häfts sowie Lohnkürzun­gen und weitere Covid-19-Ausbrüche in den Westund Nordostreg­ionen des Landes drückten die Inlandsnac­hfrage. Dennoch blieb die Expansion des Sektors im Juli hoch und entsprach dem Trend der Umfrage.

Dienstleis­tungsunter­nehmen sehen die Geschäftsa­ussichten immer optimistis­cher, da sich die Wirtschaft weiterhin von den Beschränku­ngen zur Eindämmung des Virus erholt. Der Subindex für das Vertrauen in das kommende Jahr verbessert­e sich auf den höchsten Stand seit März 2015. (ag.)

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