In Heimen gab es wenige Infektionen
Pflege. Infektionen in Heimen fielen im internationalen Vergleich gering aus. Es gibt aber „Optimierungsbedarf“, so Gesundheitsminister Anschober.
Corona. Der Schutz von Bewohnern von Alters- und Pflegeheimen vor einer Covid-19-Ansteckung hat in Österreich vergleichsweise gut funktioniert. Gleichzeitig sind und waren aber die Mitarbeiter dieser Einrichtungen einer enormen Belastung ausgesetzt. Das ist das Ergebnis einer Studie, die am Mittwoch von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Studienautorin Elisabeth Rappold präsentiert wurde. Aktuell sind sieben Bewohner und 19 Mitarbeiter von Alters- und Pflegeheimen infiziert. Während es bei den älteren Menschen geringere Zahlen gibt, steigen aber die Ansteckungen in der Gruppe der 15- bis 24-Jährigen immer weiter. „Möglicherweise haben wir ein Problem mit dem Risikobewusstsein bei den Jungen“, meinte Anschober. Er zeigte sich aber zufrieden damit, dass der Schutz der älteren Menschen gut funktioniert habe.
Wien. Am Stubenring, im Pressezentrum des Gesundheitsministeriums, gilt nach wie vor: Abstand halten und Maske tragen. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) lud am Mittwoch zur Präsentation einer Studie zur Situation in Alten- und Pflegeheimen während der Coronakrise.
Und er begann, wie so oft, mit Grafiken. Aktuell sind sieben Bewohner und 19 Mitarbeiter von Heimen infiziert. Auch in jenem Pflegeheim in Berndorf im Bezirk Baden, in dem nach drei Coronafällen alle Mitarbeiter und Bewohner getestet wurden, gab es am Mittwoch Entwarnung: Sämtliche Testergebnisse waren negativ, eine Person muss nachgetestet werden.
„Peek“bei 15- bis 24-Jährigen
In Österreich sei die Situation insgesamt „sehr stabil, mit einem leichten Trend zu Verbesserung“, so Anschober. 85 Neuinfektionen gab es in den 24 Stunden auf Mittwoch. Derzeit steigen in Österreich die Infektionszahlen vor allem in der jüngeren Bevölkerungsschicht, bei den 15- bis 24-Jährigen. Unter den älteren Menschen sinkt die Ansteckungsrate hingegen.
Eine Erklärung könne „ein Problem mit dem Risikobewusstsein“in der jüngeren Bevölkerung sein. Und Anschober betont: Der Schutz vor einer Ansteckung mit Covid-19 in Altenheimen habe in Österreich im internationalen Vergleich gut funktioniert. Auch wenn die Mitarbeiter der Einrichtungen unter enormer Belastung litten, wie Studienautorin Elisabeth Rappold ausführte. Für die Studie analysierte sie Daten aus Alten- und Pflegeheimen während der Coronakrise, ein Zwischenbericht wurde bereits im Juni präsentiert.
Bis zum 22. Juni wurden laut dem Endbericht nun insgesamt 923 Infizierte in Alten- und Pflegeheimen gemeldet. Das bedeutet, rund 1,3 Prozent aller Bewohner einer Einrichtung waren mit dem Virus infiziert.
260 der Infizierten in Heimen verstarben. Damit waren rund 36,8 Prozent jener Menschen, die insgesamt an Covid-19 verstarben, Bewohner in einem Altenheim. Bei Pflegern gab es über 500 Ansteckungen, aber keinen Todesfall.
Schutzausrüstung fehlte
Für den Herbst würden intensive Vorbereitungen laufen: „Wir müssen die Zeit jetzt nutzen, um Rahmenbedingungen zu schaffen“, so Anschober. Eine Palette von Maßnahmen in Heimen wolle man fortsetzen, etwa das Tragen von Schutzmasken. Und: „Wir wollen sehr konsequent weiterhin die Testungen in den Mittelpunkt stellen“, so Anschober. Es gebe aber auch „Optimierungsbedarf“in einigen Bereichen.
Vor allem bei der Ausstattung mit Schutzausrüstung sei dies der Fall. Die Hälfte der Heime klagte etwa über zu wenige FFP3-Schutzmasken. Es gebe deshalb eine „massive Bevorratung“, so Anschober.
Die Studie listet Empfehlungen für den Fall einer weiteren Welle auf. Etwa eine Einbindung der Pflegekräfte in die Krisenstäbe, ein verbessertes Kommunikationsmanagement und eine Verbesserung bei Personalfragen – so sollen etwa Zivildiener in Krisenzeiten mehr eingebunden werden. Auch die Einräumung eines Mitspracherechts für Heimbewohner wurde genannt.
Für Kritik sorgte wiederholt der Freiheitsentzug in den Heimen durch die Schutzmaßnahmen. Anschober versprach hier eine Verbesserung. Man sei in „Abstimmung mit den Ländern“, um rechtliche Verankerungen zu schaffen. (wal)