Polizei schießt mit scharfer Munition auf Demonstranten
Belarus. Mehr als 5000 Menschen sind nach Protesten im Gefängnis. EU-Außenminister beraten über Sanktionen.
Moskau/Minsk. In Belarus hat die Polizei nach eigenen Angaben scharfe Munition gegen Demonstranten eingesetzt. Es seien Schusswaffen bei den Protesten in der Stadt Brest im Südwesten zum Einsatz gekommen, erklärte das Innenministerium am Mittwoch. Ein Mensch wurde demnach verletzt. Dass die Polizei diese Information veröffentlicht, könnte auch als Warnung gegen die Demonstranten gedacht sein. Denn die Proteste gegen die Wahlfälschungen gehen weiter.
In der dritten Protestnacht wurden 1000 Menschen festgenommen. Demnach sind derzeit mehr als 5000 Menschen in Haft. In Videos war zu sehen, dass Verhaftete die Nacht teilweise im Freien liegend verbringen mussten.
Protestteilnehmer berichteten von großer Brutalität der Sicherheitskräfte. In Minsk verlagerten sich die Auseinandersetzungen in Wohnviertel, wo Polizisten gezielt Jagd auf Demonstranten und auch auf Journalisten machten.
Am Mittwoch gab es in Belarus erstmals seit drei Tagen wieder ungehinderten Zugang zum Internet. Als Antwort auf die Proteste nach der Präsidentenwahl hatten die Behörden das Internet so gut wie heruntergefahren. In Minsk und anderen Städten organisierten Frauen in weißer Kleidung eine Menschenkette, um gegen Gewaltexzesse zu protestieren.
Lukaschenko lehnt Dialog ab
Die Ereignisse rund um die umstrittene Präsidentenwahl werden am Freitag auch ein außerplanmäßiges Treffen der EU-Außenminister beschäftigen. In der Videokonferenz wird über mögliche Sanktionen gegen Einzelpersonen in Belarus beraten, die für „Wahlmanipulation, Gewalt gegen regierungskritische Demonstranten sowie willkürliche Festnahmen“verantwortlich seien. Minsk kritisierte in einer Stellungnahme diese Pläne. Auch Präsident Alexander Lukaschenko lehnt einen Dialog mit den Protestierenden ab. (som)