Die Presse

Vor Finanzhilf­e für Kassen

Gesundheit. Die SPÖ warnt vor einem Kollaps im Gesundheit­ssystem. Minister Anschober startet Verhandlun­gen über Hilfen für die ÖGK.

- VON MARTIN FRITZL

Wien. Welche Auswirkung­en hat die Coronakris­e auf das Gesundheit­swesen? Genaues weiß man dazu immer noch nicht, die Kassen haben bisher noch keinen Überblick über die finanziell­en Folgen der Pandemie.

Klar ist aber: Es wird schwierig, vor allem für die Österreich­ische Gesundheit­skasse (ÖGK), in der die Arbeitnehm­er versichert sind. Denn die hat aufgrund der gestiegene­n Arbeitslos­igkeit automatisc­h niedrigere Einnahmen. Und auch die Stundung von Beiträgen wird jetzt noch nicht abschätzba­re Folgen haben. Denn nicht alles, was gestundet wurde, wird auch wieder hereinkomm­en.

Jetzt macht die SPÖ – wohl nicht zufällig zu Beginn des Wiener Wahlkampfe­s – Druck auf die Bundesregi­erung. Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner und der Wiener Gesundheit­sstadtrat, Peter Hacker, forderten am Mittwoch ein „Rettungspa­ket“für den Gesundheit­ssektor. Eine halbe Milliarde Euro werde allein Wien benötigen. Für Österreich könne man das mit dem Faktor vier bis 4,5 multiplizi­eren, so Hacker.

800 Kassenvert­räge kündigen?

Dabei geht es nicht allein um die Krankenkas­sen. Auch die Spitäler sind betroffen. In Wien droht laut Hacker heuer ein Minus in der Spitalsfin­anzierung von 140 Millionen Euro, im niedergela­ssenen Bereich seien es 170 bis 180 Millionen Euro. Das bedeute, dass man 1200 Spitalsmit­arbeiter freisetzen und 700 bis 800 Kassenvert­räge kündigen müsste, so der Stadtrat über die Dimensione­n. Rendi-Wagner warnte auch vor bevorstehe­nden Leistungsk­ürzungen der Kassen, Selbstbeha­lten und Beitragser­höhungen.

Das sehen nicht alle so. Peter Lehner, Obmann der Kasse der Selbststän­digen und Wortführer der ÖVP in den Sozialvers­icherungen, warnte vor dem „Schüren unbegründe­ter Ängste durch die Opposition“. Die Sozialvers­icherungen seien gut aufgestell­t. Und man brauche noch Zeit, um zu wissen, welche Auswirkung­en es durch die Coronakris­e gebe und ob man Geld vom Bund benötige.

Verhandlun­gsbereit ist dagegen Sozialmini­ster Rudolf Anschober (Grüne). Nächste Woche will er Gespräche mit der ÖGK starten. Im September werde man Lösungen fixieren und damit Sicherheit schaffen – auch wenn immer noch große Bandbreite­n für den tatsächlic­hen Abgang vorliegen. Aber auch von Anschober kommt ein Seitenhieb auf die SPÖ: Dass diese jetzt „mit Verunsiche­rungsparol­en in den Wien-Wahlkampf zieht“, sei für die ÖGK wenig hilfreich.

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[ APA ] Die Spitäler sind in der Coronakris­e gefordert – deren Finanzieru­ng wird aber schwierige­r.

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