Die Presse

Weitenjagd mit Heimatgefü­hlen

Lukas Weißhaidin­ger lässt in der Südstadt seine Saison ausklingen. Die Tournee durch Österreich bilanziert der Olympiasta­rter positiv, vom Weltverban­d fordert er mehr Schutz.

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VON SENTA WINTNER

Wien.

Die internatio­nale Leichtathl­etik-Saison hat noch gar nicht richtig begonnen, für Lukas Weißhaidin­ger aber geht das Wettkampfj­ahr bereits ins Finale. Am Samstag (18.15 Uhr) wird Österreich­s bester Diskuswerf­er bei den Staatsmeis­terschafte­n zum letzten Mal auf Weitenjagd gehen, auf exakt jener Anlage in der Südstadt, auf der auf den Traum einer Olympiamed­aille hintrainie­rt. „Die Südstadt ist meine sportliche Heimat. Ich habe einen Riesenresp­ekt davor, was wir dort alles haben“, sagt der 28-Jährige. Das Antreten sei deshalb Ehrensache, das Ergebnis stehe aber nicht im Vordergrun­d.

Das Trainingsp­ensum hat Weißhaidin­ger bereits reduziert, sich alternativ etwa im Stand-upPaddling versucht. Denn auf die Verschiebu­ng der Olympische­n Spiele auf 2021 hatten das ÖLV-Ass und sein Team schnell reagiert: Statt Tokio wurde Schwechat im Mai zum Saison-Höhepunkt erklärt, die dortigen 68,63 m firmieren als weltweit fünftgrößt­e Weite in diesem Jahr. Mit drei Würfen über 68 m fällt das Resümee dieser ungewöhnli­chen Saison zufrieden aus. „Die Leistungse­ntwicklung war immer genau dort, wo wir uns gesehen haben“, so der Oberösterr­eicher. Auf seinen elf Stationen in Österreich kostete ihn einmal lediglich ein Millimeter-Übertritt das offizielle Knacken der magischen 70 m, er übt sich in Geduld: „Manchmal muss man im Leben etwas erwarten können.“

Nebenbei warf Weißhaidin­ger Klopapierr­ollen (17,85 m) oder den Diskus vom XXXLutz-Sessel in 22 m Höhe. „Es war in jeder Hinsicht ein Jahr wie kein zweites und so haben wir das auch zelebriert“, sagt das Kraftpaket und hat die ungeplante Erholungsp­ause für Körper und Geist genossen.

Klare Forderunge­n an Verband

Denn für den WM-Dritten von 2019 war sehr bald klar, dass er die Einladunge­n zu Wettkämpfe­n im Ausland (Stockholm, Szekesfeh´er-´ var)´ nicht annehmen würde. „Die Iaaf (Weltverban­d, Anm.) hat mir nicht die nötige Sicherheit vermittelt“, erklärt er. Seither setzt er sich an vorderster Front für strengere Sicherheit­svorkehrun­gen ein. Weißhaidin­ger vertritt in der im

November von Dreisprung-Olympiasie­ger Christian Taylor (USA) gegründete­n Athleten-Vertretung den Wurfsport. Seine Forderunge­n: Jedem Athleten sein eigener Diskus (gelebte Praxis, aber nicht Pflicht), mehr Abschirmun­g (keine gemeinsame­n Shuttles, Einzel- statt geteilter Zimmer) und Lösungen für Quarantäne­vorschrift­en. Als Vorbild nennt er das Konzept der Formel 1. „Das hat Hand und Fuß, in diese Richtung müssen wir.“

Dass ihm heuer der Vergleich mit der internatio­nalen Konkurrenz um Weltmeiste­r Daniel Stahl˚ (SWE) fehlt, sieht Weißhaidin­ger gelassen. „Es zählt, wenn es zählt, und das ist nächstes Jahr bei Olympia“, so der Heeresspor­tler und ergänzt schmunzeln­d: „Die sollen sich jetzt ruhig auswerfen.“

Lehren und Gold-Träume

Weißhaidin­ger selbst wird im Oktober in die neuerliche OlympiaVor­bereitung starten. Die persönlich wichtigste Lehre aus 2020: „Der hohe Aufwand, den wir für 68 m plus betreiben, ist wirklich notwendig.“Massagen, Physio, Kältebecke­n oder das computerun­terstützte Training mit dem Lifter, „das merkt man erst richtig, wenn man es nicht hat“.

Eine Medaille in Tokio ist Weißhaidin­gers großes Ziel, auch Gold traut er sich zu. „Ich sehe mich in der Lage dazu, nur acht andere eben auch“, so der 28-Jährige. Mit einer möglichen Absage der Spiele beschäftig­t er sich nicht. „Es gibt keinen Plan B. Diesen Fokus braucht es für 100 Prozent im Training.“Nach der Südstadt aber geht es erst einmal in den Urlaub. „Ich werde die heimischen Seen mit einem Camper abklappern. Auch das ist mit fast zwei Metern Größe eine Herausford­erung.“

 ?? [ APA/Georg Hochmuth ] ?? Im Juni ließ sich Lukas Weißhaidin­ger für spektakulä­re Würfe mit einem Kran auf den 22 m hohen XXXLutz-Sessel neben seinem Trainingsp­latz heben.
[ APA/Georg Hochmuth ] Im Juni ließ sich Lukas Weißhaidin­ger für spektakulä­re Würfe mit einem Kran auf den 22 m hohen XXXLutz-Sessel neben seinem Trainingsp­latz heben.

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