Eine Vision für das Vindobona
Bühne. Wolfgang Ebner übernahm das Theater mit integriertem Cafe´ mitten in der Krise. Er will vor allem auf Musicals setzen – inspiriert durch New York.
Am Wallensteinplatz wird gerade an der neuen Fassade des Vindobona gearbeitet, der Theaterraum selbst ist noch eine Baustelle. Doch schon bald, ab Ende Oktober, soll die traditionsreiche Kabarett- und Kleinkunstbühne wieder bespielt werden – mit neuem Konzept und neuem Eigentümer.
Vor einem halben Jahr wurde das Theater nach der Insolvenz geschlossen. Wolfgang Ebner, ehemaliger Geschäftsführer des Novomatic Forum, übernahm die Bühne. Und er setzt auf ein breit gefächertes Programm: Von Musiktheater, Sprechtheater und Kabarett bis hin zu Konzerten und Events.
Der Schwerpunkt im Vindobona soll aber auf Musicals liegen. „Die Vision entstand in New York“, erzählt Ebner. Dort stieß er auf ein Lokal mit zwei kleinen Theaterräumen und einer Bar, in der sich die Musicalszene trifft – und teilweise würden sogar die Kellner singen. „Ich wusste, so etwas möchte ich auch in Wien haben.“
Auf die Suche nach einer passenden Location begab sich der Manager schon vor einem Jahr. Im Jänner las Ebner dann in der Zeitung von der Insolvenz des Theaters am Wallensteinplatz. Und die Entscheidung war schnell gefallen.
Neues Konzept, alte Möbel
Ebners Vision für das Vindobona: Die Bühne soll multifunktionell werden. „Das Haus stand lang hauptsächlich für Kabarett, davon will ich mich loslösen.“Mit einem Programm, das etwa auch Variete´ oder Burlesque beinhalten soll.
Außerdem sollen die Räumlichkeiten für private Feiern, zum Beispiel Hochzeiten oder Firmenfeiern, genutzt werden können. Und der lokalen Bevölkerung im Bezirk Brigittenau will Ebner das Haus zu günstigen Konditionen zur Verfügung stellen.
Neben bestehenden sollen auch neue Publikumsschichten angesprochen werden. Außerdem soll es auch einen speziell an Kinder und Jugendliche gerichteten Spielplan geben.
Der Theatersaal selbst wird weiterhin mit dem für das Vindobona charakteristischen roten Licht beleuchtet sein. Die Technik werde aber verbessert, etwa die Ton- und Lichtanlagen. Und die alten Möbel bleiben erhalten: „Das Spezielle bei uns ist ja, dass wir keine fixe Bestuhlung haben. Gerade in der Coronazeit können wir deshalb flexibel sein und mit den Tischen gut arbeiten“, so Ebner.
Der Planungsprozess für das Theater fiel mitten in die Coronakrise. „Natürlich habe ich mich gefragt: Hat das wirklich Sinn“, sagt Ebner. „Aber ich will es trotzdem machen. Irgendwann wird man mit dem Coronavirus umgehen können“, ist er überzeugt.
Starten wird Ebner erst einmal mit dem Cafe,´ das im Theater integriert ist – und zwar bereits in den nächsten Tagen, fixen Zeitpunkt will er aber noch keinen nennen. Auf zwei Ebenen, im Erdgeschoß und im ersten Stock, wird im Cafe-´Restaurant vor allem das bewährte Frühstückskonzept weitergeführt werden. Zusätzlich wird es Mittagsmenüs geben. „Wir bieten Wiener Küche mit diesem ,A little bit extra an‘“, sagt Ebner. Das Serviceteam übernimmt er übrigens vom Novomatic Forum.
Der Manager ist ausgebildeter Gastronom, neun Jahre arbeitete er in der Branche. Studiert hat Ebner allerdings Schauspiel, Gesang und Tanz. „Ich wollte immer Schauspieler werden, aber die Eltern sagten, ich soll lieber etwas G’scheites machen.“Dann blieb er im Gastgewerbe hängen, erzählt Ebner.
Als die Fluglinie Austrian Airlines auch männliche Flugbegleiter einstellte, begann Ebner als Stewart zu arbeiten. „Damals bin ich oft nach New York geflogen. Dort habe ich die Zeit genutzt, um ins Theater zu gehen“, erzählt er. „So ist die Leidenschaft für Musicals entstanden, das hat mich sicher geprägt.“
Nachdem er bei der Fluglinie die Karriereleiter hochgeklettert sei, arbeitete Ebner vier Jahre beim Novomatic Forum. „Als es zur Loslösung vom Konzern kam, dachte ich: So, und jetzt finde ich eine Location, wo ich all das, was ich in meinem Leben gemacht hab, vereinen kann“, sagt Ebner.
So kombiniere er nun die Liebe zu Kunst, Gastronomie und New York im Vindobona. Das genaue Programm für das Theater steht noch nicht fest. Einer der Schwerpunkte soll aber eine „Dinner & Musical Show“sein. Und: Eröffnen will Ebner mit einer Gala.