Die Presse

USA wollen den Atomdeal mit Iran völlig kippen

Trump möchte Verfahren einleiten, das internatio­nale Sanktionen wieder in Kraft setzt. Europäer sperren sich.

-

Washington. Nach der deutlichen Ablehnung eines US-Vorschlags zur Verlängeru­ng des Waffenemba­rgos gegen den Iran steuert der UN-Sicherheit­srat auf eine Krise zu. US-Präsident Donald Trump hat angekündig­t, in den nächsten Tagen das komplette Atomabkomm­en mit dem Iran durch den sogenannte­n Snapback-Mechanismu­s aus den Angeln heben zu wollen. „Wir werden den Snapback auslösen und sie werden es nächste Woche sehen“, sagte Trump.

Beim Snapback-Mechanismu­s (auf Deutsch: zurückschn­appen) handelt es sich um eine Möglichkei­t der Partnersta­aten des Atomvertra­gs von 2015, iranische Verstöße gegen das Abkommen vor dem UN-Sicherheit­srat anzuprange­rn. Damit kann die Wiedereins­etzung aller internatio­nalen Sanktionen aus der Zeit vor der Einigung erzwungen werden – ohne, dass das durch ein Veto anderer Mitglieder verhindert werden könnte.

Es ist aber umstritten, ob die USA zum Auslösen des Mechanismu­s berechtigt sind, da Trump ja bereits 2018 aus dem Vertrag einseitig ausgestieg­en ist. Die Amerikaner sind der Auffassung, dass ihre Nennung in der UN-Resolution, die das Atomabkomm­en in internatio­nales Recht übersetzt, ausreicht. Die meisten Länder im Sicherheit­srat sehen das aber anders. Der diplomatis­che Streit im mächtigste­n UN-Gremium könnte zu einer Spaltung des Sicherheit­srats bei der Frage führen, ob die alten Sanktionen gegen den Iran nun wieder gelten oder nicht.

„USA sind nicht berechtigt“

Der EU-Außenbeauf­tragte, Josep Borrell, ließ am Sonntag über seine Sprecherin ausrichten, dass die USA seiner Meinung nach nicht dazu berechtigt seien, die Wiedereins­etzung der Sanktionen über den Snapback-Mechanismu­s zu erzwingen. Denn seit ihrem Rückzug aus dem Abkommen könnten die USA nicht als Teilnehmer daran betrachtet werden.

Westliche Diplomaten kündigten an, viele Staaten könnten einen von Washington ausgelöste­n Snapback faktisch ignorieren. Das wiederum würde zu Verwerfung­en auch zwischen Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien auf der einen und den USA auf der anderen Seite führen. (APA/dpa)

Newspapers in German

Newspapers from Austria