Die Presse

Friedensge­spräche mit Taliban auf Eis

Afghanista­n. Nach einem Anschlag auf eine Frauenrech­tlerin und wegen Streitigke­iten um die Freilassun­g von Gefangenen wurden Verhandlun­gen vorerst verschoben.

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Kabul. Eine Woche nach der Großen Ratsversam­mlung in Afghanista­n ist der Beginn der innerafgha­nischen Friedensge­spräche wieder unsicher. Eigentlich war der Auftakt der Verhandlun­gen der Regierung mit den Taliban für Sonntag erhofft worden. Doch dann vereitelte­n ein Anschlag auf eine Frauenrech­tlerin, die an den Gesprächen teilnehmen sollte, und Streit über die Freilassun­g von Gefangenen vorerst die Pläne.

Die Große Ratsversam­mlung hatte vor einer Woche der Freilassun­g von 400 als besonders gefährlich eingestuft­en Talibankäm­pfern zugestimmt. Dies war eine Vorbedingu­ng der Taliban für Friedensve­rhandlunge­n. Am Donnerstag wurden dann 80 Taliban freigelass­en, die anderen aber vorerst nicht. Frankreich rief die afghanisch­e Regierung dazu auf, niemanden freizulass­en, der für den Tod von Franzosen verantwort­lich sei. Unter den 400 Häftlingen seien auch Terroriste­n, die wegen der Tötung französisc­her Soldaten und humanitäre­r Helfer verurteilt worden seien, erklärte Paris.

Bei Attentat am Arm verletzt

Das 21-köpfige Verhandlun­gsteam der afghanisch­en Regierung bereitete am Wochenende die Reise nach Katar vor, wo der Auftakt der Verhandlun­gen erfolgen soll. Mitte der Woche wolle man nach Doha fliegen, hieß es aus dem Team. Der Termin könne sich aber noch verschiebe­n, schilderte­n zwei Diplomaten der Deutschen PresseAgen­tur (dpa). Am Freitag war die afghanisch­e Frauenrech­tlerin Fausia Kufi bei einem Anschlag am Arm verletzt worden. Sie ist eine von vier Frauen der Kabuler Delegation für die geplanten Friedensge­spräche. Die Taliban bestritten, für das Attentat auf einer Schnellstr­aße bei Kabul verantwort­lich zu sein. Präsident Ashraf Ghani verurteilt­e die Tat, wie Regierungs­sprecher Sedik Sedikki auf Twitter mitteilte. Beobachter sehen in den Anschlägen auf Aktivisten den Versuch, die afghanisch­e Zivilgesel­lschaft vor den Friedensge­sprächen einzuschüc­htern und zu schwächen.

Die USA hatten mit den Taliban am 29. Februar in Doha ein Abkommen unterzeich­net, das einen Abzug der US-Truppen vorsieht.

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