Die Presse

Liebe Fahrgäste, chhhhhrzk wrtzz chhhrtz. Vielen Dank!

Wenn einen alltäglich­e Dinge so aufregen, dass man Gefahr läuft, ein grumpy old man zu werden.

- VON ERICH KOCINA E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

Es

gibt da diese Textsorte, die im Großen und Ganzen daraus besteht, dass ein älterer Mann mit möglichst bösen Worten über all das schimpft, was es zu seiner Zeit so sicher nie gegeben hätte. Und ja, für derartige Texte gibt es durchaus ein Publikum. Ertappt man sich nun selbst dabei, gerade zum grumpy old man zu mutieren, kann man zwei Wege einschlage­n: Variante eins ist, dass man das schlecht gelaunte Grummeln über alles zum Geschäftsm­odell macht. Variante zwei ist, dass man vor dem Schreiben in sich geht, erkennt, dass man die Umwandlung zum publizisti­schen Darth Vader noch nicht ganz abgeschlos­sen hat und es einen Weg zurück gibt auf die helle Seite der Macht.

„Ist die dunkle Seite stärker?“, fragte Luke Skywalker in „Das Imperium schlägt zurück“. „Nein. Nein. nein“, antwortete ihm Meister Yoda. „Schneller, leichter, verführeri­scher.“Und zugegeben, auch in publizisti­scher Hinsicht ist es schneller, leichter, verführeri­scher, seinen Ärger zu Papier zu bringen und sich von diversen Seiten Applaus dafür zu holen. Sie wissen schon, man könnte etwa klagen, dass die Lautsprech­erdurchsag­en der Wiener Linien in U-Bahn oder Niederflur­straßenbah­n oft nur so viel an Inhalt preisgeben wie das UKW-Autoradio im kirgisisch­en Hochgebirg­e: „Liebe Fahrgäste, chhhhhrzk wrtzz chhhrtz. Vielen Dank!“Dass, wenn man an der Haltestell­e Ring, Volkstheat­er steht, an der vier verschiede­ne Linien halten, diejenige, die man braucht, ganz verlässlic­h IMMER als letzte kommt. Oder dass die Anzeige an der Echtzeitin­fo, die zeigt, wann die nächste Straßenbah­n kommt, verdächtig oft „Derzeit keine Echtzeitin­fo“lautet. GRMPFGL!

All das könnte man machen. Doch dann sieht man die helle Seite aufblitzen. Und beschließt, dass es kein unausweich­liches Schicksal sein muss, ein grumpy old man zu werden. Gibt ja eh schon genug davon . . .

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