Börsestar Curevac plant Impfstoff-Großproduktion
Pharma. Der Tübinger Konzern holte sich 180 Millionen von der Börse und will schon im September die klinischen Tests seines CoronaImpfstoffs vorstellen. Im ersten Halbjahr 2021 soll die Produktion starten.
Tübingen. Am Freitag erst hatte das Tübinger Pharmaunternehmen Curevac in den USA einen glänzenden Börsenstart hingelegt. Am Wochenende folgte die nächste positive Meldung – diesmal allerdings nicht bloß für Aktionäre: Curevac strebt die Produktion von einer Milliarde Corona-Impfdosen pro Jahr an. Im Herbst – voraussichtlich im September – sollen die Ergebnisse der kürzlich gestarteten klinischen Erprobung seines Covid-19-Impfstoffkandidaten vorgestellt werden. Die Zulassung werde dann für die erste Jahreshälfte 2021 angepeilt. Das sagte Vorstandschef Franz-Werner Haas dem Finanzportal boerse-online.de. Haas schloss auch ein beschleunigtes Zulassungsverfahren nicht aus, wenn die Behörden dem zustimmen.
Die Produktionskapazitäten für den Impfstoff könnten dann von zunächst einigen Hundert Millionen Impfstoff-Dosen in der ersten Jahreshälfte 2021 deutlich ausgeweitet werden, sagte der Curevac-Vorstandschef weiter: „Wir wollen bis Mitte 2022 mit einer weiteren industriellen Produktionseinheit in der Lage sein, eine Milliarde oder mehr Dosen pro Jahr herzustellen.“Dem Standort Tübingen wolle das Unternehmen aber treu bleiben.
Börsengang und Impfstoffentwicklung – das hängt natürlich zusammen. Mit dem Börsengang besorgte sich Curevac rund 180 Millionen Euro frisches Geld, um die Impfstoffentwicklung auf Basis der sogenannten RNA-Technologie voranzutreiben. Das im Jahr 2000 gegründete Unternehmen wird damit auf knapp 2,7 Milliarden Dollar bewertet. Der Wert der Curevac-Aktie war am ersten Börsentag im New Yorker Technologie-Index Nasdaq um knapp 250 Prozent gestiegen. Nach einem Einstiegspreis von 16 Dollar kletterte der Aktienwert am Freitag bis Börsenschluss auf 55,90 Dollar.
Nun soll der deutsche Staat, der mit 23 Prozent an dem Unternehmen beteiligt ist, nach Meinung des Chefs der deut
schen Monopolkommission, Achim Wambach, schnell wieder bei dem Impfstoffhersteller aussteigen. „Der Steuerzahler ist jetzt an einem Unternehmen beteiligt, das an der US-Technologiebörse Nasdaq notiert ist und dessen Wert sehr volatil ist“, sagte Wambach der „Rheinischen Post“laut einer Meldung vom Sonntag. „Diese Beteiligung mag in der Krise zu begründen sein, sollte aber nach der Krise auch wieder zügig beendet werden.“
Mitte Juni hatten die deutschen Aufsichtsbehörden dem Tübinger Biotech-Unternehmen grünes Licht für eine klinische Studie mit einem möglichen Impfstoff gegen das Coronavirus gegeben.
Curevac nutzt ebenso wie das Mainzer Unternehmen Biontech die RNA-Technologie zur Impfstoffentwicklung. Der genetische Bauplan für modifizierte Virus-Bestandteile wird dabei in den Körper injiziert. Zellen nehmen diese Erbinformation auf und produzieren daraus harmlose Erregerteile, worauf das Immunsystem reagiert. Es speichert die Immunantwort ab, die später gegen eine echte Infektion schützt.
Hauptinvestor von Curevac ist der Investitionsfonds Dievini von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp. (red./ag.)