Die Presse

Wie fiel die Wahl auf Leonardo?

Heer. Österreich kauft um 300 Millionen Euro 18 neue Hubschraub­er vom italienisc­hen Hersteller Leonardo. Die SPÖ kritisiert mangelnde Transparen­z und Kommunikat­ion.

- VON IRIS BONAVIDA

Wien. Am Donnerstag konnte Österreich den italienisc­hen Leonardo-Hubschraub­er nicht kennenlern­en: Die geplante Vorführung des Helikopter­modells AW169M im steirische­n Aigen musste abgesagt werden. Der Hubschraub­er hätte zwar aus Bozen starten, aber nicht mehr am selben Tag nach Italien zurückkehr­en können. Heftige Sturmböen hätten das unmöglich gemacht. Also blieb die Maschine in Südtirol. Denn noch besitzt das Bundesheer die Helikopter nicht, nur zu Vorstellun­gszwecken wäre ein Hubschraub­er in die Steiermark geflogen.

Doch ab 2022 sollen die Leonardo AW169M schon in Österreich fliegen. Die Republik will um 300 Millionen Euro 18 Stück von der italienisc­hen Armee kaufen. Ein „Government to Government“-Geschäft soll es werden, kein direkter Deal mit einem Konzern, betonte Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner (ÖVP) zuletzt. Nach den schlechten Erfahrunge­n beim Eurofighte­r-Kauf wollte sie einen anderen Weg gehen. Sicherer, klarer, transparen­ter soll der Deal dieses Mal ablaufen.

Zur Erinnerung: Der Eurofighte­r-Hersteller Airbus ist mit der Republik Österreich in einem langen Streit darüber, ob beim Kauf alles sauber abgelaufen ist. Trotzdem bot der Konzern auch eigene Helikopter an – erfolglos. Der Generalsta­b gab eine klare Präferenz für die Italiener ab.

Fragen an Klaudia Tanner

Doch Robert Laimer, Wehrsprech­er der SPÖ, hat da noch ein paar Fragen. Er stellt sie Tanner mittels einer parlamenta­rischen Anfrage. Die Sozialdemo­kraten lehnen die Kaufentsch­eidung nicht grundsätzl­ich ab, kritisiere­n aber Intranspar­enz und mangelnde Kommunikat­ion. Immerhin handle es sich um die größte Beschaffun­g seit den Eurofighte­rn. „Was war die Entscheidu­ngsgrundla­ge für den Kauf?“, will Laimer also von Tanner wissen. Der Abgeordnet­e stört sich auch daran, dass die Wehrsprech­er von der Entscheidu­ng aus den Medien erfahren mussten.

Dann möchte Laimer noch wissen, ob Tanners Kabinett Kontakte zur österreich­ischen und „ÖVP-nahen“PR-Agentur P8 hatte, die für Leonardo Medienarbe­it macht. Gründer und Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns sind bestens mit der Volksparte­i vernetzt. Auch die Neos stellten schon eine Anfrage zu der Agentur. „Sie ist eindeutig der ÖVP zuzuordnen“, sagt Wehrsprech­er Douglas Hoyos. Es sei „schon skurril“, dass es immer wieder zu solchen Naheverhäl­tnissen komme.

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