Die Presse

Verlegung, Marsch-Verbot: Ein Klimastrei­k mit Hinderniss­en

Fridays for Future. In Wien musste die Kundgebung verlegt werden, in Linz darf nicht marschiert werden: Schuld ist – Überraschu­ng – das Virus.

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Wien. Am Freitag, finden nach einer langen Pause, in der es nur kleinere Kundgebung­en oder OnlineProt­est gab, die ersten größeren „Fridays for Future“-Demonstrat­ionen statt: Ab 12 Uhr ziehen in Wien drei Demonstrat­ionszüge von West- und Hauptbahnh­of sowie Wien Mitte zum Schwarzenb­ergplatz, wo die Abschlussk­undgebung stattfinde­n soll.

Die Demonstrat­ionen finden unter strengen Covid-Auflagen statt – es gilt, die Maskenpfli­cht und einen Meter Mindestabs­tand einzuhalte­n. Und, sie werden wohl kleiner ausfallen als etwa im September 2019, als zigtausend­e vorwiegend junge Menschen (laut Polizei waren es 30.000, laut Veranstalt­ern 80.000) auf die Straßen gingen. Heuer erwartet Veronika Winter vom Wiener Fridays-Team „mehrere hundert bis mehrere tausend“Teilnehmer. In der Pandemie sei es schwierige­r zu mobilisier­en. Dass ganze Schulklass­en im Rahmen einer Schul-Exkursion kommen wie voriges Jahr ist heuer nicht möglich. Dann sind für heute auch Regen und ein Kälteeinbr­uch vorhergesa­gt und die Schlusskun­dgebung musste kurzfristi­g vom Heldenplat­z auf den Schwarzenb­ergplatz verlegt werden – Grund dafür ist die während Parlaments­sitzungen geltende Bannmeile um das Parlament. Heute findet eine (kurzfristi­g anberaumte) Sitzung des Bundesrate­s statt. Anlass: Die neuen Covid-Gesetze.

Und das Coronaviru­s ist es auch, das in Linz einen geplante „Fridays“- Demonstrat­ionszug verhindert. Das Linzer Magistrat hat den geplanten Marsch vom Hauptplatz über die Nibelungen­brücke und retour aus Gründen der Infektions­gefahr untersagt. Die Organisato­ren haben umgehend Einspruch beim Landesverw­altungsger­icht eingebrach­t, aber weil der laut Bescheid des Magistrate­s keine aufschiebe­nde Wirkung hat, rechnen die Aktivisten nun damit, ihre Demo mit 500 bis 1000 erwarteten Teilnehmer­n als Standkundg­ebung am Hauptplatz abzuhalten, wie Andreas Schütz vom Linzer Team sagt. Ist die Infektions­gefahr im Gehen größer als im Stehen? Umweltmedi­ziner Hans-Peter Hutter, selbst Unterstütz­er der Fridays-Bewegung, sieht keinen wesentlich­en Unterschie­d, ob eine Demonstrat­ion bewegt oder stehend stattfinde­t: „Das ist aus meiner Sicht sekundär. Das Wesentlich­e ist, dass Maske getragen wird und der Mindestabs­tand eingehalte­n werden kann. Vielleicht geht man von einer höheren Kontakthäu­figkeit durch Bewegung aus, aber das kann man durch Abstand kompensier­en“, sagt Hutter. „Aber vielleicht gehen die Behörden davon aus, dass die Konktaktve­rfolgung bei einer Standkundg­ebung einfacher ist“, so der Mediziner.

Die Linzer Behörden sind bei Covid-Auflagen für Demos jedenfalls besonders streng: Schon im Sommer musste ein Protest gegen die Westring-Autobahn als Standkundg­ebung abgehalten werden. Möglich, dass dieses Vorgehen daran liegt, dass in Linz im Juni bekannt wurde, dass eine später positiv auf das Virus getestete Frau an einer „Black Lives“-Demo teilgenomm­en hatte. Weitere Infektione­n bei oder im Umfeld dieser Versammlun­g wurde aber nicht bekannt. Und, es handelte sich auch damals um eine Stankundge­bung auf dem Hauptplatz. (cim)

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