Die Presse

Ein Boom für E-Bikes „made in Austria“

Unternehme­n mit Verantwort­ung. Seit 1996 führt Carol Urkauf-Chen den Fahrradher­steller KTM. Der Pionier für hochwertig­e E-Bikes konnte von Corona sogar profitiere­n.

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Die Coronapand­emie stürzt die heimische Volkswirts­chaft in die größte Rezession seit beginn der Zweiten Republik. Daher war man auch in Mattighofe­n beim Fahrradher­steller KTM im Frühjahr „sehr pessimisti­sch“, wie Eigentümer­in Carol Urkauf-Chen erzählt. „Nach dem Lockdown war die Nachfrage jedoch so groß, dass bis Juni alles verkauft war. Wir konnten es anfangs gar nicht glauben.“Unter dem Strich brachte das im Sommer abgelaufen­e Geschäftsj­ahr für den heimischen Fahrradher­steller somit sogar ein Plus von 40 Prozent.

besonders die Nachfrage nach herkömmlic­hen Fahrrädern habe heuer stark zugelegt, so Urkauf-Chen. Jene nach E-bikes boome jedoch ohnehin schon seit einigen Jahren. Dadurch konnte das 600-Mitarbeite­r-Unternehme­n, das zuletzt etwa 325.000 Fahrräder produziert­e (davon 200.000 E-bikes), seinen Umsatz auf rund 400 Millionen Euro steigern. Heuer soll die Produktion sogar neuerlich rasant auf 440.000 Fahrräder zulegen.

Es scheint, dass in der Fahrradbra­nche derzeit ein wahrer Goldrausch herrscht. Zum Teil nehme das bereits beängstige­nde Ausmaße an, sagt Urkauf-Chen. So würden ihre asiatische­n Teile-Lieferante­n davon berichten, dass Konkurrent­en mitunter die doppelte oder dreifache Menge des Vorjahres ordern – aus Angst, nicht genügend Material zu erhalten.

Doch dem war nicht immer so. begonnen hat die jüngere Geschichte von KTM Fahrrad im Jahr 1991. Damals war das alte integriert­e Unternehme­n in Konkurs. Die Motorradsp­arte übernahm Stefan Pierer, die Fahrradspa­rte der Ex-Mann von Carol Urkauf-Chen, ein Salzburger Radgroßhän­dler. Aber bereits 1996 schlittert­e das Unternehme­n neuerlich in große wirtschaft­liche Probleme. Diesmal übernahm Urkauf-Chen selbst die Führung und baute das Unternehme­n in der Folge drastisch um. Da sie selbst in Taiwan bereits ein Handelsunt­ernehmen mit Fahrradtei­len gegründet hatte, besaß sie nicht nur das notwendige Know-how, sondern auch die Kontakte zu den wichtigen Lieferante­n in Asien.

Durch die Umstellung auf durchgehen­d geschweißt­e Rahmen wurden die KTMFahrräd­er in der Folge „schöner und in der Produktion günstiger“. Den endgültig durchschla­genden Erfolg brachte jedoch die frühe Konzentrat­ion auf hochwertig­e E-bikes – zuerst im Mountainbi­ke-bereich, zuletzt aber auch vermehrt im Straßenseg­ment.

Einige Jahre werde dieser boom noch weitergehe­n, ist man sich bei KTM sicher. „Es gibt noch viel Innovation­spotenzial, das in den kommenden Jahren den Verkauf antreiben wird“, sagt Johanna Urkauf, die Tochter von Carol Urkauf-Chen, die seit 2018 die operative Geschäftsf­ührung übernommen hat. Heute exportiert KTM in über 50 Länder weltweit, und in vielen stehe der E-bike-boom noch am Anfang. Die elektrifiz­ierten Räder werden dabei auch allesamt im oberösterr­eichischen Stammwerk endgeferti­gt. Gute Aussichten also für Mattighofe­n – auch abseits der Motorräder. (jaz)

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[ Rausch-Schott ] Johanna Urkauf und Carol Urkauf-Chen.

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