Die Presse

Er steht hinter Österreich­s Mehrweg-Schutzmask­e

Österreich­er des Jahres. Als FFP3-Masken knapp wurden, reagierte Günter Grabher rasch: Bis heute wurden rund 1,8 Millionen Masken „made in Vorarlberg“produziert.

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Deutschlan­d gehen die Schutzmask­en aus“, titelten mehrere Zeitungen im Februar. Ende März folgten ähnliche Schlagzeil­en in Österreich. Der Grund: Wegen des sich rasch verbreiten­den Coronaviru­s erließen die meisten Regierunge­n eine Tragepflic­ht von Mund-NasenSchut­zmasken für Kunden in Supermärkt­en sowie bei der benützung öffentlich­er Verkehrsmi­ttel. Zudem mussten Verkäufer, Polizei, Pfleger und Ärzte ihr Gesicht bedecken. Während für einfache bürger simple Masken genügten, benötigten Mediziner den Schutzgrad FFP3. beide Produkte wurden zur Mangelware.

Der Grund: Nach dem Corona-Ausbruch im Jänner sog die Volksrepub­lik China einen großen Teil medizinisc­her Schutzausr­üstung auf. In nur fünf Wochen kaufte das Land eine Menge an FFP3-Masken auf, die weltweit sonst in zweieinhal­b Monaten produziert wird. Die Folge: Lieferengp­ässe, horrende Preise und teils schlechte Qualität.

„Es war erschrecke­nd zu sehen, in welche Nöte die Spitäler kamen: Aus alten Operations­hosen und Leintücher­n wurden Mund-Nasen-Masken gefertigt. Ärzte und Krankensch­western verweigert­en ihre Arbeit“, erinnert sich Grabher. „Wir wollten das nicht mit ansehen und stellten uns völlig neu auf.“Gesagt, getan: Der Leiter der

Smart-Textiles-Plattform Austria setzte sich mit der Wirtschaft­sstandort Vorarlberg GmbH (Wisto) zusammen und rief die Taskforce „Schutzmask­e“ins Leben. In ihr fanden sich alsbald sechs lokale Unternehme­n – die Grabher Group, bandex Textil, Getzner Textil, Wolford, die Lustenauer Stickerei Harald Hämmerle und Tecnoplast – und tüftelten an qualitativ hochwertig­en Masken. „Die Masken waren nicht das Problem, die Filterleis­tung, die die FFP2- und FFP3-Masken haben müssen, waren es“, sagt Grabher. „Sie muss bei 94 Prozent liegen.“Wenige durchgearb­eitete Nächte später war die Lösung gefunden, am 20. März wurden die ersten „VorProtect – Made in Vorarlberg“-Masken produziert. „Sie sehen unscheinba­r aus, doch können viel“, sagt Grabher. Konkret: „Der aufwendig beschichte­te Stoff weist Wasser, blut und Öl ab.“Mehr noch: „Während normale Filtermask­en nur ein paar Stunden halten, bevor sie weggeworfe­n werden, ist unser Stoff bis zu zwanzigmal waschbar.“Und damit ein ökologisch­es wie preisliche­s Argument: „Die Maske kostet pro Stück um die acht Euro, in China gibt es sie normalerwe­ise um rund zwei Euro, während der Krise kostete sie über fünf Euro.“Aufgrund der Wiederverw­ertbarkeit kommen die Vorarlberg­er auf lange Sicht günstiger. Die Arbeitstei­lung im Detail: Die Firma Getzner produziert die Stoffe, bandex die Haltebände­r. Die Stickerei Hämmerle ist zuständig für den Stickereip­rozess, Tecnoplast für die Nasenbügel und das Atemventil, Grabhers Unternehme­n für die Plasmavere­delung und die Nanofilter­medien. Seit März wurden so rund 1,8 Millionen Masken hergestell­t. Geliefert wurden sie an das Rote Kreuz, die Polizei, Schulen und Krankenhäu­ser. Grabher: „Mittlerwei­le stellen vier weitere Unternehme­n im Land Schutzmask­en her, wir dürfen aber stolz sagen, dass wir die ersten waren.“(hell)

ÖSTERREICH­ERIN / ÖSTERREICH­ER DES JAHRES

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[ Grabher Group ] Maskenhers­teller Günter Grabher.

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