Das 1-2-3-Ticket nimmt Gestalt an
Verkehr. Das grüne Prestigeprojekt wird konkreter. 100.000 Tickets sollen künftig pro Jahr zumindest verkauft werden. Bei der Finanzierung gibt es noch Uneinigkeit mit den Ländern.
Heute, Freitag, sollen viele der noch bestehenden Stolpersteine beim sogenannten 1-2-3-Ticket aus dem Weg geräumt werden. Denn heute treffen die Verkehrslandesräte der neun Bundesländer erstmals in gesamter Runde mit Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) zusammen. Und dabei wird es vor allem um die Finanzierung des grünen Prestigeprojekts gehen, bei der es nach wie vor Uneinigkeit zwischen dem Ministerium und den Ländern gibt.
„Manche waren von unserem Tempo bei dem Projekt überrascht“, meint Gewessler im Vorfeld des Termins. Um allerdings gleichzeitig festzustellen, dass der Bund zumindest in der als Erstes geplanten „Dreier-Stufe“alle Kosten tragen werde. Mit dem 1-2-3-Ticket soll es künftig ja möglich werden, um 365 Euro im Jahr (ein Euro pro Tag) in einem Bundesland, um 730 Euro im Jahr (zwei Euro pro Tag) in zwei Bundesländern oder um 1095 Euro (drei Euro pro Tag) in ganz Österreich sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel nützen zu können.
100.000 Tickets als erstes Ziel
Das verursacht naturgemäß zusätzliche Kosten. Bisher kostet bereits das Österreich-Ticket der ÖBB knapp 2000 Euro im Jahr. Im Ministerium hat man berechnet, dass zumindest 100.000 Menschen in Österreich rund 1000 Euro im Jahr für öffentliche Verkehrsmittel ausgeben. Und zumindest diese werden sich wohl möglichst schnell ein 1-2-3-Ticket besorgen, weil sie dadurch bares Geld sparen können, so die Erwartung.
Die entgangenen Erlöse werde der Bund den betroffenen Verkehrsbetrieben oder -verbünden ersetzen, so Gewessler. 245 Mio. Euro hat das Ministerium für die ersten zwei Jahre der Ticket-Einführung als Budget veranschlagt, hinzu kommen 100 Mio. Euro aus den Ticket-Erlösen. Doch genau hier zeigt sich bereits die Diskrepanz mit den Ländern. So fallen laut der Rechnung des niederösterreichischen Verkehrslandesrats, Ludwig Schleritzko, allein in seinem Bundesland Mehrkosten von 176 Mio. Euro an.
Man kenne diese Zahl nur aus den Medien, heißt es dazu im Ministerium. Außerdem scheine sie für die vollständige Einführung des 1-2-3-Tickets berechnet worden zu sein. Kommen werde das Ticket vorerst – geplant ist das erste Halbjahr 2021 – aber nur in der Stufe 3. Sollte sich das Ministerium bei den Kosten für diese Stufe verrechnet haben, sei dies auch ein Problem des Bundes, da dieser dann in der Verantwortung sei. „Die DreierStufe ist vergleichsweise simpel, die darunter liegenden Stufen sind wesentlich komplexer“, sagt Gewessler. Diese sollen „so rasch wie möglich danach“kommen.
Wann kommen Stufen 1 und 2?
Aber auch hier gibt es unterschiedliche Ansichten zwischen Ministerin und den Bundesländern. Letztere verlangen nämlich mehrheitlich, dass bereits vor der Einführung der Stufe 3 konkret geklärt ist, wie die Regelungen bei den Stufen 1 und 2 aussehen. Nur die Länder mit grünen Verkehrslandesräten wollen sich mit einer Grundsatzvereinbarung (Tirol und Vorarlberg) zufrieden geben oder haben bisher noch keine Meinung dazu abgegeben (Wien). Und eine Grundsatzvereinbarung schwebt auch Gewessler vor.
Damit das Ticket – zumindest in der Stufe 3 – bereits 2021 kommen kann, reicht aber nicht nur die politische Einigung, sondern es müssen auch konkrete Verträge zwischen Bund und den knapp 15 Verkehrsverbünden bzw. -unternehmen geschlossen werden. Das gilt auch für die Stufen 1 und 2 – für die es eine „klare Festlegung gibt“, dass sie „noch in dieser Legislaturperiode kommen“, so Gewessler.