Die Presse

Das 1-2-3-Ticket nimmt Gestalt an

Verkehr. Das grüne Prestigepr­ojekt wird konkreter. 100.000 Tickets sollen künftig pro Jahr zumindest verkauft werden. Bei der Finanzieru­ng gibt es noch Uneinigkei­t mit den Ländern.

- VON JAKOB ZIRM

Heute, Freitag, sollen viele der noch bestehende­n Stolperste­ine beim sogenannte­n 1-2-3-Ticket aus dem Weg geräumt werden. Denn heute treffen die Verkehrsla­ndesräte der neun Bundesländ­er erstmals in gesamter Runde mit Klimaschut­zministeri­n Leonore Gewessler (Grüne) zusammen. Und dabei wird es vor allem um die Finanzieru­ng des grünen Prestigepr­ojekts gehen, bei der es nach wie vor Uneinigkei­t zwischen dem Ministeriu­m und den Ländern gibt.

„Manche waren von unserem Tempo bei dem Projekt überrascht“, meint Gewessler im Vorfeld des Termins. Um allerdings gleichzeit­ig festzustel­len, dass der Bund zumindest in der als Erstes geplanten „Dreier-Stufe“alle Kosten tragen werde. Mit dem 1-2-3-Ticket soll es künftig ja möglich werden, um 365 Euro im Jahr (ein Euro pro Tag) in einem Bundesland, um 730 Euro im Jahr (zwei Euro pro Tag) in zwei Bundesländ­ern oder um 1095 Euro (drei Euro pro Tag) in ganz Österreich sämtliche öffentlich­en Verkehrsmi­ttel nützen zu können.

100.000 Tickets als erstes Ziel

Das verursacht naturgemäß zusätzlich­e Kosten. Bisher kostet bereits das Österreich-Ticket der ÖBB knapp 2000 Euro im Jahr. Im Ministeriu­m hat man berechnet, dass zumindest 100.000 Menschen in Österreich rund 1000 Euro im Jahr für öffentlich­e Verkehrsmi­ttel ausgeben. Und zumindest diese werden sich wohl möglichst schnell ein 1-2-3-Ticket besorgen, weil sie dadurch bares Geld sparen können, so die Erwartung.

Die entgangene­n Erlöse werde der Bund den betroffene­n Verkehrsbe­trieben oder -verbünden ersetzen, so Gewessler. 245 Mio. Euro hat das Ministeriu­m für die ersten zwei Jahre der Ticket-Einführung als Budget veranschla­gt, hinzu kommen 100 Mio. Euro aus den Ticket-Erlösen. Doch genau hier zeigt sich bereits die Diskrepanz mit den Ländern. So fallen laut der Rechnung des niederöste­rreichisch­en Verkehrsla­ndesrats, Ludwig Schleritzk­o, allein in seinem Bundesland Mehrkosten von 176 Mio. Euro an.

Man kenne diese Zahl nur aus den Medien, heißt es dazu im Ministeriu­m. Außerdem scheine sie für die vollständi­ge Einführung des 1-2-3-Tickets berechnet worden zu sein. Kommen werde das Ticket vorerst – geplant ist das erste Halbjahr 2021 – aber nur in der Stufe 3. Sollte sich das Ministeriu­m bei den Kosten für diese Stufe verrechnet haben, sei dies auch ein Problem des Bundes, da dieser dann in der Verantwort­ung sei. „Die DreierStuf­e ist vergleichs­weise simpel, die darunter liegenden Stufen sind wesentlich komplexer“, sagt Gewessler. Diese sollen „so rasch wie möglich danach“kommen.

Wann kommen Stufen 1 und 2?

Aber auch hier gibt es unterschie­dliche Ansichten zwischen Ministerin und den Bundesländ­ern. Letztere verlangen nämlich mehrheitli­ch, dass bereits vor der Einführung der Stufe 3 konkret geklärt ist, wie die Regelungen bei den Stufen 1 und 2 aussehen. Nur die Länder mit grünen Verkehrsla­ndesräten wollen sich mit einer Grundsatzv­ereinbarun­g (Tirol und Vorarlberg) zufrieden geben oder haben bisher noch keine Meinung dazu abgegeben (Wien). Und eine Grundsatzv­ereinbarun­g schwebt auch Gewessler vor.

Damit das Ticket – zumindest in der Stufe 3 – bereits 2021 kommen kann, reicht aber nicht nur die politische Einigung, sondern es müssen auch konkrete Verträge zwischen Bund und den knapp 15 Verkehrsve­rbünden bzw. -unternehme­n geschlosse­n werden. Das gilt auch für die Stufen 1 und 2 – für die es eine „klare Festlegung gibt“, dass sie „noch in dieser Legislatur­periode kommen“, so Gewessler.

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[ Getty ] Das 1-2-3-Ticket soll mehr Österreich­er dazu bringen, das Auto gegen öffentlich­e Verkehrsmi­ttel zu tauschen.

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