Was spricht jetzt noch für Bonds?
Sicherheit. Die Verzinsung bei sicheren Anleihen ist mickrig – trotzdem gibt es gute Argumente, warum Anleger in ihrem Portfolio nicht darauf verzichten sollten.
Wien. Bei der jüngsten Sitzung der US-Notenbank stellte deren Chef, Jerome Powell, klar, dass nun auch jenseits des Atlantiks die Zinsen noch länger nahe der Nulllinie ver
harren werden. Und daran dürfte sich vor Jahresende 2023 nichts ändern. Obendrein werden die Anleihekäufe in Höhe von monatlich 80 Milliarden Dollar fortgesetzt, um die Anleiherenditen weiterhin künstlich niedrig zu halten.
Für Rentenanleger in den USA ist das Umfeld damit nun ähnlich trist wie in der Eurozone. Dort hält die EZB die Zinsen schon länger bei null Prozent und kauft ebenfalls große Mengen an Bonds auf.
Trotzdem findet Chris Hofmann, Verkaufsspezialistin beim US-Vermögensverwalter Vanguard, einen guten Grund, weshalb Anleger auf den Kauf sicherer Staatsanleihen nicht gänzlich verzichten sollten. „Diese Wertpapiere können ein Gesamtportfolio in turbulenten Zeiten stabilisieren.“Hofmann meint, in solch einem Umfeld seien sichere Häfen meist umso gefragter. Ein Beispiel liefert etwa die Wertentwicklung aus dem Jahr 2011. Inmitten der griechischen Schuldenkrise legten TopEurostaatsanleihen um mehr als fünf Prozent zu, während globale Aktien das Jahr mit einem Minus beendeten.
Freilich, eine Garantie auf Kurszuwächse gibt es trotzdem nicht – das zeigte der Crash im März. Da verloren sogar Bonds mit guter Bonität kurzzeitig an Wert, wobei sich diese Anlageklasse dann aber rasch erholte.
Auf die Spesen achten
Anleger, die sich einen sicheren Polster aufbauen möchten, sollten einen wichtigen Punkt beachten: Aufgrund der mickrigen Verzinsung sollten zumindest die Spesen nicht allzu sehr ins Gewicht fallen. Hier können ETFs (Exchange Traded Funds) mit ihren Eigenschaften punkten. Bei diesen Produkten handelt es sich um börsengehandelte Indexfonds, bei denen keine Fondsmanager – teilweise kostspielige – Entscheidungen treffen.
Für Anleger aus dem Euroraum gibt es einige Möglichkeiten, innerhalb der Währungszone in einen solchen Sicherheitspolster zu investieren. Dazu zählt etwa der Vanguard EUR Eurozone Government Bond UCITS ETF. Ein Blick auf den zugrunde liegenden Index offenbart eine interessante Eigenschaft: Es werden bei der Zusammensetzung möglichst jene Eurostaatsanleihen gemieden, die gerade von der EZB gekauft werden. Denn die Notenbankaktion verteuert die Papiere ein gutes Stück und schmälert zudem deren Liquidität, erklärt Hofmann. In solche Papiere wolle man deshalb nicht einsteigen. Regional haben im Index, den der ETF abbildet, übrigens Frankreich und Italien mit je mehr als zwanzig Prozent die größten Gewichtungen.
Beim Amundi-ETF setzt der zugrunde liegende Index auf Eurostaatsanleihen, die eine Bonität von mindestens AAA– haben, und zwar von zumindest zwei der drei US-amerikanischen Ratingagenturen. Dabei ist Frankreich mit fast 50 Prozent gewichtet, gefolgt von Deutschland.
Eine weitere Möglichkeit bietet das Lyxor-Produkt, das auf Papiere mit einer Laufzeit von sieben bis zehn Jahre setzt. Bei solchen Anleihen winkt eine geringfügig höhere Verzinsung als bei jenen mit kurzer Laufzeit.
Wie riskant ist lange Laufzeit?
Eines muss man aber beachten: Sobald die Zinsen angehoben wer
den, verlieren langlaufende Papiere besonders stark an Wert. Denn bei solchen Anleihen muss man länger auf das Laufzeitende und damit auf die Rückzahlung seines Kapitals warten, um das Geld dann in neue, höher verzinste Anleihen investieren zu können.
Doch bis es so weit ist, dürfte es ohnedies noch länger dauern. So rechnet beispielsweise Elmar Völker, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), nicht damit, dass die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen in nächster Zeit nachhaltig steigen dürfte. Er meint, dazu sei die Unsicherheit rund um die Coronapandemie zu hoch und die Inflation im Euroraum noch viel zu niedrig.