Die Presse

Seit acht Jahren in Haft: Sorge um Raif Badawi

Saudiarabi­en kennt keine Gnade mit liberalem Blogger.

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Wien. „Ich kann nur zweimal in der Woche fünf Minuten mit ihm reden. Mal ist Raifs Gemütsverf­assung besser, mal wieder schlechter“, erzählt Ensaf Haidar im Telefonges­präch mit der „Presse“. Seit acht Jahren sitzt ihr Mann, Raif Badawi, in Saudiarabi­en im Gefängnis. Das „Vergehen“des saudiarabi­schen Menschenre­chtsaktivi­sten: Er hatte in seinen Blogs unter anderem zu Religionsf­reiheit aufgerufen. Den genauen Gesundheit­szustand ihres Mannes kenne sie nicht. Dazu würden ihr die saudischen Behörden keine Details mitteilen, schildert Ensaf Haidar, die mittlerwei­le in Kanada lebt.

Badawi war in Saudiarabi­en 2014 wegen angebliche­r „Beleidigun­g des Islam“zu zehn Jahren Haft und 1000 Stockschlä­gen verurteilt worden. Bei einer ersten Auspeitsch­ung 2015 wurde er mit 50 Hieben traktiert. Der Fall sorgte damals weltweit für Aufsehen. Mittlerwei­le ist die internatio­nale Kritik etwas leiser geworden.

„Sein Name ist eine Anklage“

In Österreich fordern vor allem die Grünen weiterhin die Freilassun­g Badawis. Trotz des Regens versammelt­en sich Freitagfrü­h Aktivisten zum Protest vor dem Internatio­nalen KönigAbdul­lah-Dialogzent­rum (KAICIID) in Wien. Es war die 300. Mahnwache zur Freilassun­g des Bloggers. Badawi sei mehr als ein politische­r Gefangener. „Sein Name ist eine Anklage gegen ein Frauen- und Menschenre­chte verachtend­es Regime“, sagte die Vizeklubob­frau und außenpolit­ische Sprecherin der Grünen, Ewa ErnstDzied­zic. Die wöchentlic­hen Mahnwachen vor dem KAICIID werden von den Grünen unterstütz­t.

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