„Es gibt keine Impfung gegen den Klimawandel“
Demonstration. Rund 2500 junge Menschen gingen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in Wien auf die Straße.
Wien. Das Gewusel, das sonst schon in den umliegenden Straßen und in der U-Bahn-Station herrscht, blieb diesmal aus. In kleinen Gruppen oder ganz allein standen die Demonstranten, die sich Freitagmittag beim Westbahnhof für den Klimastreik eingefunden hatten, zusammen. Das Virus, das ging beim sechsten weltweiten Klimastreik auch in Wien mit.
Schon im Vorfeld hatten die Organisatoren eine strenge Maskenpflicht und einen Mindestabstand von 1,5 Metern für alle Demoteilnehmer ausgerufen. Hundert Ordner sollten dafür sorgen, dass die Regeln auch eingehalten würden. Risikogruppen, nämlich einige ältere Atomgegner, fanden sich am hinteren Ende des Demozugs ein. Das Motto „Mund-Nasen-Klimaschutz“kam an. Nur „einen einzigen Demonstranten“ habe er ermahnen müssen, die Maske richtig aufzusetzen, sagte einer der Ordner zur „Presse“. Auch die Polizei meldete keine Zwischenfälle.
„Vielen Dank, dass trotz der Umstände – trotz Corona, trotz des Regens – so viele gekommen sind“, tönte es von der Bühne. Die Stimme der jungen Frau überschlug sich bei dem Versuch, der Menge einzuheizen. Mit der Zeit funktionierte es, und die Sprechchöre wurden lauter, so laut es eben ging mit den verhüllten Gesichtern.
Klimaangst ist größer
Einige tausend Teilnehmer, die Veranstalter zählten 6000, die Polizei 2500, zogen schließlich in drei Demos bis zum Schwarzenbergplatz, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Eine von ihnen war die Studentin Sophie: „Ich habe mehr Angst vor dem Klimawandel als vor Corona.“Die 22-Jährige ist damit nicht allein, wie eine Umfrage unter 11- bis 18-Jährigen erst kürzlich ergeben hat.
„Es klingt zwar privilegiert, aber ich bin von Corona nicht betroffen. Ich bin jung, gehöre nicht zur Risikogruppe, habe keinen Job verloren.“Der Klimawandel, glaubt Sophie, werde auf sie weit größere Auswirkungen haben.
Ähnlich sieht das Raphael. Irgendwann werde man das Virus schon in den Griff bekommen, sagte der 23-Jährige, mit dem Klimawandel aber gehe es derzeit genauso weiter wie bisher. Denn: „Es gibt keine Impfung gegen den Klimawandel.“(twi)