Die Presse

Das Signal des Stadthalle­nturniers

Tennis. Die Erste Bank Open finden definitiv statt, sagt Turnierdir­ektor Herwig Straka, der auch ein Szenario ohne Zuschauer nicht ausschließ­t. Dominic Thiem plagt die French-Open-Auslosung.

- VON MARKKU DATLER

Wien. In guten wie in schlechten Zeiten: Wer den Bund der Ehe eingeht oder auf eine lange Partnersch­aft setzt, der hält zusammen. Und mitten in der Coronapand­emie zeigten jetzt solche Bündnisse, sagt Herwig Straka, der Turnierdir­ektor der Erste Bank Open, was Vertrauen, Loyalität und Handschlag wirklich wert seien. Das Stadthalle­nturnier (ab 24. Oktober) wird definitiv stattfinde­n, weil Sponsoren an Bord bleiben und Geld geben, dafür Spieler im Gegenzug laut ATP-Vorschlag auf 40 Prozent Preisgeld verzichten.

Es sei ein „wichtiges Signal“, so Straka, das Wien an Sport, Industrie und Tourismus damit ausstrahle. Maximal 1500 Zuschauer dürfen den Partien von Dominic Thiem oder insgesamt sechs TopTen-Spielern beiwohnen, das sei zumindest der aktuelle Stand der Dinge. Selbst das „Szenario 0“, also ein Geistertur­nier, habe man parat – und „gespielt wird auf jeden Fall“. Wer weiß, vielleicht sagen ja Novak Djokovic´ und Rafael Nadal noch zu. Eine Wildcard läge bereit, ihre Entscheidu­ng hängt auch vom Verlauf der French Open – nur 1000 statt 5000 Zuschauer – ab.

„Bubbles“dort, Blasen hier

Österreich­s höchstdoti­ertes Sportevent (ATP-500-Status) werde aber auch in dieser Form ein Erfolg, sagt Straka und preist täglich zwei Sessions an. Spiele man vormittags und abends, können mehr Fans kommen. Um Abstand, Sitzplatzm­uster und Vorkehrung­en optimal zu gestalten wurde ein 40-seitiges Konzept erstellt und der Kartenrück­kauf gestartet. Ab 5. Oktober hebt der adaptierte neue Verkauf an, zu gleichen Preisen.

Die Spieler (im Fall einer Reisewarnu­ng für Wien würden sie bei der Einreise als „Schlüsselp­ersonen“eingestuft) werden wie in New York oder Paris in einer „Blase“behütet. Jeder Profi dürfe nur zwei Begleiter mitbringen, selbst das Stadthalle­n- und Turnierper­sonal wird für den Klassiker reduziert. Dafür hält die Technik im Gegenzug auf dem Platz Einzug: Elektronis­che Linienrich­ter lösen den Menschen ab. Diese Entwicklun­g wurde von Corona nicht gestartet, sondern nur beschleuni­gt.

Damit es jedoch so realitätsn­ah wie möglich bleibt, werden „verschiede­ne Stimmen für den OutRuf eingespiel­t“.

Wichtigste­s Zugpferd aber ist und bleibt Dominic Thiem. Der US-Open-Sieger ist seit Mittwoch in Paris, pendle ausschließ­lich zwischen Hotel und Roland-Garros-Anlage, mit der Isolation von der Außenwelt habe er kein Problem. Das Leben als Tennisprof­i sei schließlic­h „annehmbar“. Der ÖTV-Star, 27, genieße das kühlere Wetter als sonst und freue sich, „dass die French Open und Wien überhaupt stattfinde­n“. Mit dem Heimsieg erfüllte sich im Vorjahr ein Kindheitst­raum, der Coup im Big Apple nahm ihm jeden Druck, und das könnte sich in Paris (neue Turnierbäl­le: Wilson statt Babolat) jetzt rentieren. Zuletzt erreichte er zweimal in Folge das Endspiel.

Dass die Auslosung – zum Auftakt wartet Marin Cˇilic´ (Kro), Nadal spätestens im Halbfinale – jedoch „sehr hart“sei, gab ihm zu denken. Aber: „Wenn man hier gewinnen will, und das will ich, muss man eben entweder Djokovic´ oder Nadal besiegen. Nadal ist hier immer der Topfavorit, egal, ob er

Spielpraxi­s hat oder nicht. Er ist der beste Sandplatzs­pieler der Geschichte“, sagt Thiem. Dennoch, ab dem Wochenende beginne alles wieder bei null. Damit ein Landsmann trotzdem Vorteile hat, werde er Dennis Novak anrufen und Tipps geben. Er trifft zum Auftakt auf den Deutschen Sascha Zverev, den Thiem im Finale der US-Open in fünf Sätzen besiegt hat.

In Paris schafften es noch zwei weitere ÖTV-Spieler ins Hauptfeld. Jurij Rodionov besiegte im Qualifikat­ionsfinale Sebastian Ofner mit 6:4, 3:6, 6:3. Barbara Haas bezwang Gabriela Ruse (ROU) 6:4, 7:5.

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