Die Presse

Coronaschu­b für Semperit

Industrie. Das Unternehme­n schraubt seine Prognose nach oben. Die Aktie springt.

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Wien. Von schicksalh­after Fügung zu sprechen wäre angesichts einer Pandemie zwar nicht richtig. Doch ausgerechn­et jene Medizinspa­rte, die die heimische Semperit-Gruppe abstoßen wollte, entwickelt sich derzeit besonders gut. Am gestrigen Freitag schraubte das Unternehme­n nun seine Jahresprog­nose ein weiteres Mal nach oben – und das will in Zeiten wie diesen durchaus etwas heißen.

Neben den auf absehbare Zeit positiven Effekten aus dem Medizinges­chäft hat sich laut Angaben des Unternehme­ns mittlerwei­le auch der Sektor Industrie erholt. Vor diesem Hintergrun­d sei auf Basis aktueller Zahlen davon auszugehen, dass das Ebitda der Semperit-Gruppe im Gesamtjahr zwischen 165 bis 200 Millionen Euro liegen und damit den Wert des Vorjahrs noch deutlicher übertreffe­n wird. Das Ebitda belief sich im Geschäftsj­ahr 2019 auf 67,8 Mio.

Euro. Auch das Betriebser­gebnis soll nun höher ausfallen als ursprüngli­ch angenommen. „Die neue Ergebnispr­ognose ist aber von der weiteren Entwicklun­g des Preisnivea­us für medizinisc­he Schutzhand­schuhe und einer ausreichen­den Verfügbark­eit von Rohstoffen für deren Produktion abhängig“, so Semperit. Die Aktionäre zeigten sich jedenfalls begeistert, die Aktie sprang zwischenze­itlich um rund 13 Prozent.

Hindernis bei Verkauf ?

Die im Jänner beschlosse­ne strategisc­he Grundsatze­ntscheidun­g, die Semperit-Gruppe zu einem Industrieg­ummispezia­listen zu machen, bleibt aber weiter aufrecht. Soll heißen: Man wird die Medizinspa­rte zwar noch mindestens weitere neun Monate behalten, sich danach aber trotzdem um den Verkauf bemühen. Im April hatte „Die Presse“exklusiv berichtet, dass das

Unternehme­n seine geplanten Verkaufsab­sichten vorübergeh­end auf Eis legt. Die offizielle Begründung lautete damals: „Semperit kommt seiner Verantwort­ung für dieses Land nach und unterstütz­t die Republik mit seinen medizinisc­hen Handschuhe­n.“

Der Staat könnte bei einem Verkauf allerdings ein Wörtchen mitzureden haben. Denn das im Juli verschärft­e Investitio­nskontroll­gesetz soll wichtige heimische Wirtschaft­szweige vor einem Ausverkauf ans Ausland schützen.

Semperit produziert in der Medizinspa­rte Sempermed Untersuchu­ngshandsch­uhe in Malaysia und OP-Handschuhe im niederöste­rreichisch­en Wimpassing. Im Industrieb­ereich stellt man unter anderem Förderbänd­er oder Schläuche her. Die Herstellun­g von Untersuchu­ngs- und OP-Handschuhe­n macht ein Drittel des Konzernums­atzes aus. (ag./red.)

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