Die Presse

Bank muss Millionen der „Roten Fini“zurückzahl­en

DDR. Die Wiener Kommunisti­n Fini Steindling versteckte SED-Vermögen. Julius Bär muss nun es nun rausrücken.

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Wien. Ihr ausschweif­ender Lebensstil und ihre Soirees´ in Wien brachten ihr internatio­nal den Sobriquet „Chanel-Kommunisti­n“ein. Die Wienerin Rudolfine Steindling soll viele SED-Millionen versteckt haben. Die verschlung­ene Geldwege der in Österreich als „Rote Fini“bekannten Unternehme­rin und Kommerzial­rätin ziehen sich durch ganz Zentraleur­opa.

Die Frau eines Holcaust-Überlebend­en war eine prominente Aktivistin der heimischen kommunisti­schen Bewegung. Seit den 70er Jahren war sie eine Schlüsself­igur des geheimen Finanznetz­werks der DDR. Unter ihren Gästen befanden sich Politbüro-Mitglieder, und auch zu Erich Honecker pflegte Steindling einen guten Kontakt.

Die deutsche Bundesanst­alt für vereinigun­gsbedingte Sonderaufg­aben (BvS) will das Geld zurück. Die BvS ist eine Regierungs­behörde, die versucht, ostdeutsch­e Vermögensw­erte zurückzuge­winnen, die nach dem Fall der Berliner Mauer verloren gegangen sind.

Die Spur führte zu Konten der Bank Cantrade. Ehemalige DDRBeamte errichtete­n bei der Schweizer Bank ein Konto und tätigten darüber exorbitant­e Auszahlung­en. 2005 wurde Cantrade von der UBS an Julius Bär verkauft. Nach dem Vermögen wird bis heute gesucht.

Doch das höchste Schweizer Gericht hat nun den jahrzehnte­alten Rechtsstre­it zu einem Ende gebracht. Das Schweizeri­sche Bundesgeri­cht hat Bär in Bezug auf die Klage der BvS letztinsta­nzlich zu einer Zahlung im Umfang von rund 150 Millionen Franken (139 Mio. Euro) verurteilt. Dieser Betrag sei vollumfäng­lich durch eine bereits im Dezember 2019 gebuchte Rückstellu­ng gedeckt.

Gestützt auf den Kaufvertra­g aus dem Jahr 2005 fordere Bär weiterhin Geld von der UBS zurück. Rudolfine Steindling starb schon 2012 in Tel Aviv. (mad.)

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