Die Presse

Der Staat verdient bei der Lohnrunde kräftig mit

Metaller. Die Abgabenlas­t steigt stärker als die Nettolöhne.

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Wien. Die Metaller haben am Donnerstag die kürzeste Lohnrunde ihrer Geschichte hingelegt: Wegen der Coronakris­e einigte man sich erstmals noch am ersten Tag auf einen Abschluss. Die Löhne und Gehälter für die rund 190.000 Beschäftig­ten in der Metallindu­strie steigen ab November um 1,45 Prozent. Zusätzlich sollen Unternehme­n, denen es wirtschaft­lich gut geht, eine freiwillig­e „Coronapräm­ie“in Höhe von 15 Euro pro Mitarbeite­r zahlen. Wie jedes Jahr nascht auch dieses Jahr der Fiskus ordentlich bei der ohnehin nicht gerade üppigen Lohnerhöhu­ng mit. „Der Großteil geht einmal mehr an den Staat“, resümiert die Denkfabrik Agenda Austria. Die Experten haben berechnet, wie viel vom Lohnplus bei den Arbeitnehm­ern bleibt. Ein durchschni­ttlicher Arbeiter in der Metallbran­che verdiente 2019 laut dem Fachverban­d der Metalltech­nischen Industrie 2664 Euro brutto im Monat. Nach der nun beschlosse­nen Lohnerhöhu­ng wird er lediglich um 1,1 Prozent mehr netto auf dem Gehaltszet­tel sehen, das sind 20 Euro im Monat. Seine Steuer- und Abgabenlei­stung werde dagegen um 1,9 Prozent, also 30 Euro im Monat, steigen, so die Agenda. Grund dafür sei die hohe Abgabenbel­astung auf den Faktor Arbeit. Trotz der jüngsten Entlastung steige die Belastung wegen der kalten Progressio­n weiter. Durch die schleichen­de Steuererhö­hung nehme die Steuerbela­stung auch bei einer Lohnerhöhu­ng zu, die nur die Inflation abdeckt, sagt der Ökonom Hanno Lorenz von der Agenda Austria.

Arbeitgebe­r wollten nicht verhandeln

Die Arbeitgebe­r wollten die Lohnrunde wegen der schlechten wirtschaft­lichen Lage eigentlich ausfallen lassen. Doch dafür war die Gewerkscha­ft nicht zu haben. Sie drängte auf eine prozentuel­le Erhöhung der Löhne, während die Arbeitgebe­r lieber einmalig 550 Euro pro Beschäftig­tem gezahlt hätten. Mit der Erhöhung um 1,45 Prozent wird gerade die Inflation abgedeckt. (hie)

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