Die Presse

Palantir ist vor IPO 22 Milliarden wert

USA. Mit dem anstehende­n Börsengang muss der Softwaresp­ezialist Einblick in seine Geschäftsz­ahlen zulassen. Eine Zäsur: Die Datenfirma gilt als die geheimnisv­ollste der Welt.

- VON MADLEN STOTTMEYER

Wien. Benannt nach den „Sehenden Steinen“aus Tolkiens Buch „Herr der Ringe“schwingt schon im Namen Palantir etwas Mysteriöse­s mit. Während Tolkiens Palantir nur in der Fantasiewe­lt durch Mauern schauen, gilt der US-Softwaresp­ezialist wegen möglicher Überwachun­g als umstritten. Das Unternehme­n mit Sitz in Denver spezialisi­ert sich auf Datenanaly­se und berät Sicherheit­sbehörden und Geheimdien­ste wie den CIA.

Auch deshalb hielt sich der Gründer und Vorstandsv­orsitzende, Alex Karp, stets sehr bedeckt, was sein Geschäft und seine Kunden angeht. Von Beginn an habe Palantir Gelegenhei­ten abgelehnt, Daten zu verkaufen oder zu sammeln, heißt es im Börsenpros­pekt. Andere Tech-Konzerne hätten ihr gesamtes Geschäft darauf aufgebaut. Die Software von Palantir werde dagegen eingesetzt, um gegen Terroriste­n vorzugehen und für die Sicherheit von Soldaten zu sorgen. Mit dem geplanten Gang an die Börse wird Karp nun zumindest die Geschäftsz­ahlen offenlegen müssen.

Laura Rudas ist Managerin

Zu seinem Team zählt die Ex-SPÖPolitik­erin Laura Rudas. Die ehemalige SPÖ-Generalsek­retärin galt als enge Vertraute des ehemaligen Kanzlers Werner Faymann und von Kanzleramt­sminister Josef Ostermayer. Nun ist sie Managerin des amerikanis­chen Softwareun­ternehmens und verantwort­lich für Strategie und internatio­nales Wachstum. Ihr Fokus liegt auf der Unterstütz­ung von Vorständen globaler Firmen sowie Regierungs­vertretern bei der digitalen Transforma­tion.

Nächsten Dienstag wagt Palantir den Sprung aufs New Yorker Börsenpark­ett als Direkt-Listing. Dabei handelt es sich um eine Alternativ­e zum traditione­llen Börsengang (IPO), bei dem keine neuen Aktien ausgegeben werden, um Kapital einzusamme­ln, vielmehr können derzeitige Investoren ihre Anteile platzieren, wenn der Handel beginnt. Also lediglich bestehende Aktien werden zum Börsenhand­el zugelassen. Somit kommt es zu keiner Kapitalerh­öhung.

Diese scheint auch nicht nötig. Denn laut Insidern hätten Banker einen Referenzpr­eis in Höhe von zehn US-Dollar je Aktien empfohlen. Damit wäre der Börsengang 22 Milliarden Dollar schwer.

Zwar wurde das Unternehme­n 2015 mit 20 Milliarden Dollar bewertet, aber über die Jahre fiel die

Wertung. Erst in diesem Monat bewertete das Forschungs­institut Pitch Book Palantir mit 8,8 Milliarden Dollar. Größter Anteilseig­ner war zuletzt der Palantir-Mitgründer und Ex-Chef von PayPal, Peter Thiel. Der deutsche Milliardär wird von der linken Tech-Szene oft kritisch beäugt, weil er US-Präsidente­n Donald Trump unterstütz­t.

Es dürfte also spannend werden am 29. September. Die Börsen verhalten sich derzeit sehr volatil. Im vergangene­n Monat verbuchten Tech-Aktien Verluste. Dennoch verliefen die vergangene­n Börsengäng­e in der Branche durchaus erfolgreic­h. So nahm der Amazon-Rivale, The Hut Group, in London 1,9 Mrd. Pfund ein, und in den USA nahm der Softwaresp­ezialist Snowflake mehr ein als geplant.

Nach 17 Jahren ohne Profit

Sind das gute Omen für Palantir? Der Ausblick zeigt, dass das Unternehme­n wächst. 2019 stieg der Umsatz lediglich um 25 Prozent auf 743 Mio. Dollar. Für dieses Jahr wird ein Wachstum von 42 Prozent auf knapp eine Milliarde Dollar erwartet. Wie viele Tech-Firmen ist Palantir in seiner 17-jährigen Geschichte noch nie profitabel gewesen. Das Jahr 2019 schloss Palantir mit einem Verlust von 590 Mio. Dollar ab.

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[ Mich`ele Pauty ] Ex-SPÖ-Politikeri­n Laura Rudas ist Strategie-Managerin bei Palantir.
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