Die Presse

Schottisch­es und Kaiserlich­es zu Saisonbegi­nn

Philharmon­iker mit Mendelssoh­n und Strauss im Musikverei­n.

- VON WALTER DOBNER

In Coronazeit­en ist vieles anders, auch bei den Wiener Philharmon­ikern. Bis auf Weiteres haben sie die Abonnement­s aufgelöst. Die Karten für ihre Konzerte im Musikverei­n werden durch die Gesellscha­ft der Musikfreun­de verkauft, philharmon­ische Abonnenten haben ein Vorkaufsre­cht. Die Konzerte werden mehrfach wiederholt, um möglichst vielen Gelegenhei­t zu bieten, dabei zu sein. Doch am Donnerstag, zum Auftakt der philharmon­ischen Saison, blieben einige Plätze frei. War Unsicherhe­it ob der sich ständig ändernden Corona-Maßnahmen schuld? Oder Angst vor Ansteckung?

Herbert Blomstedt stürzte sich mit einer nicht nur für seine 93 Jahre staunenswe­rten Agilität ins Programm dieses Abends. Wollte er mit der Wahl der beiden Mendelssoh­n-Stücke – die Hebriden-Ouvertüre und die dritte Symphonie, die „Schottisch­e“– daran erinnern, dass er in der Mendelssoh­n-Stadt Leipzig viele Jahre das Gewandhaus­orchester geleitet hat? Wollte er gar einen Bezug zur Gegenwart herstellen? Mendelssoh­n hat diese Meisterwer­ke ja in Schottland geschriebe­n, nachdem er sich von der damals grassieren­den Cholera erholt hatte.

Jedenfalls leitete Blomstedt die Philharmon­iker mit ansteckend­er Verve, hob effektvoll dramatisch­e Momente hervor, prunkte bei der a-Moll-Symphonie zusätzlich durch an Natürlichk­eit und Selbstvers­tändlichke­it kaum überbietba­re Übergänge. Und das mit einer Gestik, für welche die Beschreibu­ng minimal eine Übertreibu­ng darstellt.

Mit deutlich weniger Schwung und Charme folgte der quasi als Draufgabe gedachte Strauss’sche „Kaiserwalz­er“. Und am 1., 3., 4. und 5. 10. spielen die Philharmon­iker, wieder unter Blomstedt, Beethoven im Musikverei­n: die dritte Leonoren-Ouvertüre und die „Eroica“.

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