Schottisches und Kaiserliches zu Saisonbeginn
Philharmoniker mit Mendelssohn und Strauss im Musikverein.
In Coronazeiten ist vieles anders, auch bei den Wiener Philharmonikern. Bis auf Weiteres haben sie die Abonnements aufgelöst. Die Karten für ihre Konzerte im Musikverein werden durch die Gesellschaft der Musikfreunde verkauft, philharmonische Abonnenten haben ein Vorkaufsrecht. Die Konzerte werden mehrfach wiederholt, um möglichst vielen Gelegenheit zu bieten, dabei zu sein. Doch am Donnerstag, zum Auftakt der philharmonischen Saison, blieben einige Plätze frei. War Unsicherheit ob der sich ständig ändernden Corona-Maßnahmen schuld? Oder Angst vor Ansteckung?
Herbert Blomstedt stürzte sich mit einer nicht nur für seine 93 Jahre staunenswerten Agilität ins Programm dieses Abends. Wollte er mit der Wahl der beiden Mendelssohn-Stücke – die Hebriden-Ouvertüre und die dritte Symphonie, die „Schottische“– daran erinnern, dass er in der Mendelssohn-Stadt Leipzig viele Jahre das Gewandhausorchester geleitet hat? Wollte er gar einen Bezug zur Gegenwart herstellen? Mendelssohn hat diese Meisterwerke ja in Schottland geschrieben, nachdem er sich von der damals grassierenden Cholera erholt hatte.
Jedenfalls leitete Blomstedt die Philharmoniker mit ansteckender Verve, hob effektvoll dramatische Momente hervor, prunkte bei der a-Moll-Symphonie zusätzlich durch an Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit kaum überbietbare Übergänge. Und das mit einer Gestik, für welche die Beschreibung minimal eine Übertreibung darstellt.
Mit deutlich weniger Schwung und Charme folgte der quasi als Draufgabe gedachte Strauss’sche „Kaiserwalzer“. Und am 1., 3., 4. und 5. 10. spielen die Philharmoniker, wieder unter Blomstedt, Beethoven im Musikverein: die dritte Leonoren-Ouvertüre und die „Eroica“.