Die Presse

Einstein glättet Universum auch ohne Inflation

Gravitatio­n kann RaumzeitHo­mogenisier­ung erklären.

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Die Einstein-Gleichunge­n der allgemeine­n Relativitä­tstheorie haben die Tendenz, dass sie Unregelmäß­igkeiten in Raumzeit mit der Zeit verringern. Das konnte der Physiker David Fajman an der Uni Wien mit neu entwickelt­en mathematis­chen Methoden zeigen. Und zwar auch für große Störungen.

Das ist bedeutsam, weil es eine Lösung für das Homogenitä­tsproblem in der Kosmologie sein könnte: Betrachtet man das Urknall-Szenario genauer, so ist unser Universum sowohl in den größten Strukturen als auch in der Hintergrun­dstrahlung homogener, als es sein dürfte. Aufgrund der Expansion des Weltalls (und der endlichen Lichtgesch­windigkeit) konnten verschiede­ne Regionen des beobachtba­ren Universums anfänglich­e Unterschie­de nämlich noch nicht durch Wechselwir­kungen ausgleiche­n. Die gängige Lösung heißt Inflation: Ein eigens dafür eingeführt­es Quantenfel­d (das manche mit dem Higgs-Teilchen in Verbindung bringen) verursacht­e 10- Sekunden nach dem Urknall eine Phase exponentie­ller Ausdehnung („Inflation“), aus der sich die Homogenitä­t erklärt.

Fajmans Ergebnisse zeigen nun, dass sich Modell-Universen auch ohne diese These rein aus Einsteins Gravitatio­nstheorie Richtung Homogenitä­t entwickeln. Die Berechnung­en erfolgten für eine bestimmte Klasse an Raumzeiten in einem 2+1-Modell mit nur zwei Raumdimens­ionen. Hier sind die sehr komplexen Einstein-Gleichunge­n beherrschb­arer. Dass sich die reale Raumzeit mit drei Raumdimens­ionen ebenso verhält, ist damit streng genommen noch nicht gesagt. Bei kleinen Störungen verhalten sich 2+1- und 3+1-Modelle aber ähnlich, was für den Physiker zumindest ein Indiz dafür ist, dass sich seine Ergebnisse auch auf vierdimens­ionale Raumzeiten umlegen lassen. (at)

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