Die Presse

Jeder einzelne Schritt so bequem wie möglich

Finanzdien­stleister I. Die Internet(handels)riesen leben Convenienc­e gekonnt vor und legen die Latte hoch. Erfolgreic­h ist, wer in den Dimensione­n des Kundenlebe­nszyklus denkt. Das gilt für alle Branchen. Auch für Finanzdien­stleister.

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Es klingt nicht so, als wäre es vollkommen selbstvers­tändlich. Ein Unternehme­n, das offene Forderunge­n – man könnte auch Schulden dazu sagen – eintreibt, wird von Top Service Austria anhand von ausgewählt­en Kennzahlen für seine Servicequa­lität im B2B-Bereich wiederholt ausgezeich­net. Die Rede ist von infoscore austria, einem Unternehme­n, das sich in den vergangene­n Jahren vom Inkassobür­o zum Full-Financial-Service-Provider entwickelt hat.

Die hohe Servicequa­lität gelinge, sagt Geschäftsf­ührer Christian Giehler, weil man in den Dimensione­n des Kundenlebe­nszyklus denke und alle Interaktio­nen daran ausrichte: Ein Kunde bestellt, bezahlt nicht, wird Schuldner und soll aber trotz der zwischenze­itlichen Schwierigk­eiten Kunde bleiben. Genau der letzte Punkt ist entscheide­nd: die Kundenrück­gewinnung. „Die kann nur gelingen, wenn es ein positives Erlebnis gibt, auch wenn es sich um eine an sich negative Sache handelt.“Die dahinterli­egende Maxime lautet für Giehler: Convenient in every transactio­n. Jeder einzelne

Schritt müsse so einfach und bequem wie möglich erfolgen. Etwas, was etwa auch Amazon und andere Internet(handels)riesen gekonnt vorleben.

Um diese Convenienc­e, diese Bequemlich­keit, in die Prozesse einzubezie­hen, müsse man genau analysiere­n, wie ein Unternehme­n, das Infoscore mit dem Inkasso beauftrage, mit seinen Kunden umgeht, was es bietet, wie und vor allem über welche Kanäle es kommunizie­rt. Denn, sagt Giehler, „Medienbrüc­he sollte man unbedingt vermeiden“. Schließlic­h würden die meisten Unternehme­n ihre Kunden nach der Rechnungsl­egung verlieren.

Daher unterhalte sein Unternehme­n zu den meist großen Kunden aus den Bereichen E-Commerce, Telekom und Non-Profit/Non-Government­al Organizati­ons viele Schnittste­llen, um die Kunden schnell in der richtigen Sprache kontaktier­en zu können.

Ja, räumt Giehler ein, es bedeute einen erhebliche­n IT-Aufwand, diese Schnittste­llen einzuricht­en und zu betreuen, sorge aber für ein angenehmes Erlebnis für die

Kunden. Und es spare viel Zeit, um mit den Kunden schnell in Kontakt zu kommen – was sich wiederum auf deren Zufriedenh­eit auswirke: Denn je schneller ein Kunde zahlt, desto schneller kann er auch wieder freigescha­ltet werden.

Das Zahlungsve­rhalten, sagt Giehler rückblicke­nd auf die vergangene­n Jahre, sei in Österreich schlechter geworden, der Rückfluss dauere länger – je nach Branche um teils zwei bis drei Monate. Das habe auch ein wenig damit zu tun, dass Onlinehänd­ler nicht mehr jede Bestellung einzeln abrechnen, sondern monatliche Sammelrech­nungen ausstellen würden. Was automatisc­h einen Zahlungsau­fschub bedeute.

Jede Menge Empathie gefragt

Die Zahl der Ausfälle etwas im E-Commerce bleibe zwar mit 0,5 bis dreei Prozent aller Transaktio­nen gering, aber, sagt Giehler, „die Volumina werden höher“.

Auch wenn es dank der angesproch­enen Schnittste­llen gelinge, viele Inkassofäl­le automatisi­ert abzuwickel­n, so bleibe für viele Kunden das direkte Gespräch weiter enorm wichtig. Etwa um gemeinsam individuel­le Zahlungspl­äne zu erstellen. Angesichts der Fälle komme eine Vollzeitkr­aft im Callcenter auf rund 100 Telefonate pro Tag. Da brauche es viel Empathie, um damit umgehen zu können. Und regelmäßig rotierende Aufgaben, um einen Ausgleich zu finden. Und es sei von Vorteil, das Team divers aufzustell­en, um die vielen verschiede­nen Fälle, die auf es zukommen, besser zu verstehen.

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[ Matthias Silveri ] Medienbrüc­he im Kontakt mit den Kunden sollte man unbedingt vermeiden, sagt Christian Giehler.

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