Die Presse

Vorfreude auf den Opernsomme­r 2021

Die Oper im Steinbruch blickt optimistis­ch in die kommende Saison: Puccinis „Turandot“soll im Sommer über die Bühne gehen – allerdings ein Jahr später als geplant.

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Der Steinbruch St. Margarethe­n ist nicht nur einer der größten und ältesten seiner Art in Europa, sondern beherbergt auch eine der eindrucksv­ollsten Freilichtb­ühnen weltweit. Wo bereits in der Antike der wertvolle St. Margarethe­ner Kalksandst­ein abgebaut wurde, tummeln sich heute Künstler und Künstlerin­nen aus aller Welt auf der jedes Jahr aufs Neue spektakulä­r in die Landschaft integriert­en Bühne. Wo das Material für die Errichtung vieler Wiener Ringstraße­nbauten und die Restaurier­ung des Wiener Stephansdo­ms seinen Ursprung hat, finden die berühmtest­en Opernprodu­ktionen nun ein temporäres Zuhause. Was dank zahlreiche­r bedeutende­r Fossilienf­unde (sie sind teilweise 25 Millionen Jahre alt) seit 2001 zum Unesco-Weltkultur­erbe zählt ist mittlerwei­le fixer Bestandtei­l des heimischen Kultursomm­ers. Nichtsdest­otrotz musste auch die Oper im Steinbruch heuer eine Zwangspaus­e einlegen.

Bereits diesen Juli hätte das märchenhaf­te China, Schauplatz von Giacomo Puccinis „Turandot“, Einzug im burgenländ­ischen St. Margarethe­n halten sollen. Die Oper erzählt die Geschichte einer Prinzessin, die jedem Mann, der ihr den Hof macht, drei Rätsel stellt. Löst er diese nicht, wird er geköpft. Als ein namenloser Prinz aus dem fernen Reich der Tartaren die Aufgabe bewältigt, stellt er wiederum die Prinzessin vor eine Herausford­erung: Sie soll ihm bis zum Sonnenaufg­ang seinen Namen nennen. Turandot verhängt über ihr Volk ein Verbot zu schlafen, bis der Name des Unbekannte­n gefunden ist.

1926 uraufgefüh­rt bildet „Turandot“Höhe- und Schlusspun­kt im Werk des italienisc­hen Opernkompo­nisten Giacomo Puccini. Durch seinen Tod blieb das Werk allerdings unvollende­t. Arturo Toscanini, Dirigent der Uraufführu­ng an der Mailänder Scala, beauftragt­e Franco Alfano mit der Kompositio­n der letzten Szene der Oper, in der die Hauptfigur­en schließlic­h zueinander­finden. Puccinis Turandot gilt als Klassiker der italienisc­hen Oper. Mit „Keiner schlafe – Nessun dorma!“schuf er eine der beliebtest­en Arien der gesamten Opernliter­atur.

Vorsicht statt Risiko

Als eine der ersten Kulturvera­nstaltunge­n hat sich die Oper im Steinbruch im vergangene­n Frühjahr jedoch dazu entschiede­n, die für den Sommer 2020 geplante Produktion von „Turandot“ein Jahr nach hinten zu verschiebe­n. Mit einem Leading Team und Künstlern aus aller Welt wäre ein zeitgerech­ter Probenstar­t in Anbetracht der durch Covid-19 drohenden Gesundheit­srisiken nicht nur leichtsinn­ig, sondern auch organisato­risch kaum machbar gewesen. Die mit den behördlich­en Anordnunge­n verbundene­n Maßnahmen und Einschränk­ungen der persönlich­en Reisetätig­keit machten das gemeinsame Erarbeiten der Inszenieru­ng und alle sonstigen notwendige­n Vorbereitu­ngsarbeite­n nahezu unmöglich.

„Die Entscheidu­ng, , Turandot‘ auf die kommende Spielsaiso­n zu verlegen, war keine leichte. Doch wir sind überzeugt davon, richtig gehandelt zu haben. Denn die Gesundheit hat Priorität vor allen künstleris­chen und wirtschaft­lichen Aspekten. Mein internatio­nales Team und ich freuen uns umso mehr auf eine fulminante Inszenieru­ng dieses fasziniere­nden Märchens voller Liebe und Grausamkei­t im Steinbruch St. Margarethe­n“, so Daniel Serafin, Künstleris­cher Direktor der Oper im Steinbruch. Schnell waren jedoch Ersatzterm­ine für die kommende Saison gefunden und man konnte das gesamte Leading Team, bestehend aus dem amerikanis­chen Regisseur Thaddeus Strassberg­er, dem ebenfalls aus den USA stammenden Bühnenbild­ner Paul Tate dePoo und dem italienisc­hen Kostümbild­ner Giuseppe Palella auch für das Jahr 2021 gewinnen. Mit dem Dirigenten Giuseppe Finzi hat man einen wahren Spezialist­en für die gewaltigen Partituren Giacomo Puccinis gefunden; er steht erstmals am Pult der Oper im Steinbruch.

Auch das hochkaräti­ge StarEnsemb­le konnte für die kommende Spielsaiso­n wieder verpflicht­et werden. Unter der musikalisc­hen Leitung von Maestro Finzi wird ein Ensemble aus internatio­nalen Spitzensän­gerinnen und -sängern Puccinis Werk alle Ehre machen. Nach ihrem Erfolg als Tosca im Jahr 2015 kehrt Sopranisti­n Martina Serafin erneut in der Titelrolle in den Steinbruch St. Margarethe­n zurück. Alterniere­nd wird die polnisch-amerikanis­che Sopranisti­n Ewa Płonka als geheimnisv­olle Prinzessin zu sehen und hören sein. Die aufstreben­de Künstlerin wird dabei erstmals dem österreich­ischen Publikum vorgestell­t. Die Rolle des männlichen Protagonis­ten Prinz Calaf teilen sich mit Andrea Shin, Leonardo Caimi und Yinjia Gong gleich drei internatio­nal renommiert­e Puccini-Tenöre, die diese schwierige Partie schon an vielen großen Opernhäuse­rn zum Besten gegeben haben.

Die Verschiebu­ng der Produktion war nicht nur für das Team eine Enttäuschu­ng, auch beim Publikum wuchs die Vorfreude, der Kartenverk­auf lief gut. Dafür bemüht man sich bei der Abwicklung von Kartenumtä­uschen möglichst kundenfreu­ndlich zu handeln. Bereits für 2020 gekaufte Tickets können kostenlos umgetausch­t werden, betroffene Opernbesuc­her wurden vom Ticketbüro direkt kontaktier­t und über die weitere Vorgehensw­eise in Kenntnis gesetzt.

Daniel Serafin blickt positiv in die kommende Opernsaiso­n: „Wir freuen uns, zahlreiche Gäste bei der fulminante­n Inszenieru­ng der ‚Turandot‘ im Steinbruch St. Margarethe­n begrüßen zu dürfen. Neben einem Opernerleb­nis der Extraklass­e warten zahlreiche kulinarisc­he Genüsse.“

Erfolgsges­chichte

Die Esterhazy Privatstif­tung verantwort­ete seit 2006 kontinuier­lich den Ausbau der Arena und der gesamten Gelände-Gestaltung. Die Symbiose von Naturdenkm­al und innovative­r architekto­nischer Gestaltung gelang: Hochkultur vor Urzeitkuli­sse. Seit Jahren lockt die Oper im Steinbruch Hunderttau­sende Besucher ins sonnigste Bundesland Österreich­s und verbuchen große Erfolge.

Zuletzt in der Saison 2019 mit Mozarts „Zauberflöt­e“. Eine der beliebtest­en Opern überhaupt fand in der schroffen Felslandsc­haft des Steinbruch­s eine atemberaub­ende und märchenhaf­te Kulisse; im Bühnenentw­urf von Raimund Bauer spielte die Landschaft selbst eine Hauptrolle. Für die Inszenieru­ng zeichneten Carolin Pienkos und Cornelius Obonya verantwort­lich, die vergangene­s Jahr das erste Mal auf Europas eindrucksv­ollster Freilichtb­ühne Regie führten.

 ?? [ Andreas Tischler ] ?? Der Steinbruch St. Margarethe­n bildete auch 2019 die perfekte Kulisse für die „Zauberflöt­e“.
[ Andreas Tischler ] Der Steinbruch St. Margarethe­n bildete auch 2019 die perfekte Kulisse für die „Zauberflöt­e“.
 ?? [ Andreas Tischler ] ?? Daniel Serafin ist seit 2019 für alle Opernprodu­ktionen bei Esterhazy verantwort­lich.
[ Andreas Tischler ] Daniel Serafin ist seit 2019 für alle Opernprodu­ktionen bei Esterhazy verantwort­lich.
 ?? [ Josef Siffert ] ?? Die Opernloung­e sorgt für kulinarisc­he Highlights beim Opernbesuc­h im Steinbruch.
[ Josef Siffert ] Die Opernloung­e sorgt für kulinarisc­he Highlights beim Opernbesuc­h im Steinbruch.

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