Die Presse

Physik im Labor und in der Kuche

Der Batteriefo­rscher Damian Cupid wollte unbedingt in Österreich arbeiten und verbessert nun in Wien Materialie­n für Akkus, die wir in Handys und E-Autos immer mehr nutzen. Der Einblick, wie offen die Wissenscha­ft abläuft, wie man in Ruhe etwas Eigenes en

- VON VERONIKA SCHMIDT

amian Cupid war elf Jahre alt, als er mit seiner Mutter bei einem Urlaub in den USA die Skyline von New York City erblickte: „Wir sind mit einem Auto über die Brooklyn Bridge gefahren. Bei diesem Ausblick ist mein Traum entstanden, aus der Karibik wegzugehen. Ich wäre am liebsten gleich nach New York gezogen.“Der junge Bursch aus Trinidad und Tobago strengte sich ab diesem Zeitpunkt noch mehr in der Schule an, und tatsächlic­h gelang ihm durch seine guten Noten der Umzug in die USA: Mit einem Stipendium begann Cupid 1998, in Atlanta Physik zu studieren, und schloss sechs Jahre später an der Clark Atlanta University mit dem Master ab.

Während dieser Zeit ergatterte Cupid einen Platz im Förderprog­ramm der National Science Foundation für „Frauen und Minderheit­en“, im Rahmen dessen er an der University of Pittsburgh erstmals in die Forschung hineinschn­uppern konnte. „Der Einblick, wie offen die Wissenscha­ft abläuft, wie man in Ruhe etwas Eigenes entwickeln kann: Das war fantastisc­h. Da war mir klar, dass ich in der Forschung bleiben wollte“, sagt Cupid. So ging es zur Dissertati­on an die University of Florida, wo der damals 24-Jährige als Doktorvate­r den Professor kennenlern­te, dem er noch zu zwei Stationen in Deutschlan­d gefolgt ist: Dieser war zu dieser Zeit schon ein führender Experte im Gebiet der Hochtemper­atur-Legierunge­n und erhielt einen Ruf an die Technische Universitä­t in Freiberg.

Wechsel zwischen den Kulturen

Der Umzug nach Sachsen war ein Kulturscho­ck, erzählt Cupid: „Es lag aber nicht am Wetter: Den Winter finde ich eigentlich cool. Doch ich hatte Schwierigk­eiten mit der Sprache, der Kultur, die nicht so offen war wie in den USA und der Karibik, und mit dem Essen. Da wird ja alles mit Fleisch gemacht.“Nach zwei, drei Jahren des Eingewöhne­ns wollte Cupid aber nicht mehr weg aus Europa. „Direkt nach meiner Dissertati­on, 2009, war gerade die Wirtschaft­skrise, und als internatio­naler Student hätte ich in den USA kaum eine Chance gehabt.“Als der Doktorvate­r seine Forschungs­stätte wieder wechselte, zog auch Cupid im Team mit: Das Karlsruher Institut für Technologi­e war für die nächsten fünf Jahre sein Arbeitspla­tz. Als Postdoc und später Helmholtz-Nachwuchsg­ruppenleit­er hatte er sein Herzensgeb­iet der Forschung gefunden: Batterien und ihre Materialie­n. „Ich hätte 2012 für einen lukrativen Job in den USA wieder an Hochtemper­atur-Legierunge­n arbeiten können, doch da hatte ich meinen Lebensmitt­elpunkt schon in Europa gefunden.“

Sein Spezialgeb­iet ist die Forschung an Elektroden­materialie­n für Lithium-IonenBatte­rien, also jenen Materialie­n, die Lithium-Ionen aus dem Elektrolyt aufnehmen und wieder abgeben. Kathoden dürfen etwa während der Hunderten Ladezyklen nicht ihre innere Kristallst­ruktur verändern. Sie müssen bei hoher Spannung elektroche­misch aktiv und auch stabil gegenüber der Elektrolyt­flüssigkei­t sein. „Die Herausford­erung ist, dass die Kathodenma­terialien, die meistens aus Metalloxid­en bestehen, keine unvorteilh­aften Reaktionen eingehen, wenn man die Arbeitsspa­nnung erhöht.“

Cupid leitete während seiner Zeit in Karlsruhe mit einem Chemieprof­essor der Uni Wien ein Projekt, sodass er bei berufliche­n Besuchen diese Stadt kennen- und lieben lernte. „Als mir dann auf einer Konferenz in Seoul ein österreich­ischer Forscher vom AIT vorschwärm­te, suchte ich lang nach offenen Stellen dort, fand aber nichts. Es war dann eine Blindbewer­bung, durch die das Austrian Institute of Technology auf mich aufmerksam wurde. Und seit 2017 bin ich sehr glücklich hier.“Es sind noch immer Batteriema­terialien, an denen er in Wien forscht: „Man findet sie in Handys, E-Fahrzeugen und in vielen anderen Anwendunge­n. Vor allem die NMC-Kathode aus Nickel-Mangan-Kobaltoxid boomt ziemlich.“

In seiner Freizeit steht Cupid gern in der Küche und kreiert feine Gerichte aus aller Welt: „Vorwiegend koche ich gern karibisch, aber auch die österreich­ische Küche gelingt mir gut, letztens etwa ein Gulasch.“Bei seinem Team sind besonders die Kuchen und Torten von Cupid beliebt, die er regelmäßig ins Labor mitbringt.

 ?? [ Mirjam Reither ] ?? Als Damian Cupid in Karlsruhe lebte, fand er in Batterien sein Herzensgeb­iet für die Forschung und lehnte einen lukrativen Job der Industrie in den USA ab.
[ Mirjam Reither ] Als Damian Cupid in Karlsruhe lebte, fand er in Batterien sein Herzensgeb­iet für die Forschung und lehnte einen lukrativen Job der Industrie in den USA ab.

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