Was ich lese
Wir haben in Pomurje exzellente öffentliche Büchereien, die ich seit meiner Grundschulzeit frequentiere. Für mein Projekt „Bibliothek ausgemusterter Bücher“sammeln sich in meinem Studio einige Kubikmeter Bücher, in denen ich gerne schmökere.
Aktuell liegen auf meinem Arbeitstisch Edvard Kocbeks 1991 bei Drustvoˇ 2000 erschienenen Osvobodilni spisi, was deutsch wohl als „Befreiungsschriften“zu betiteln wäre. Kocbek wurde in unserem Nachbardorf Sveti Jurij geboren und war ein intellektueller Dissident der besonderen Art, Katholiken und Kommunisten gleichermaßen suspekt. Von ihm lernte ich, dass man sich von Politik und Politikern am besten fern hält.
Aus der zeitgenössischen Literatur Sloweniens lese ich gerade Kurzgeschichten von Feri Lainsˇcek,ˇ von dem ein paar Bücher bei Hermagoras auf Deutsch erschienen sind, und Prosa von
Cvetka Bevc. Feri kommt aus meiner Region, neben Romanen und Essays verfasste er auch das Drehbuch für den Filmklassiker „Traktor, Liebe und Rock ’n’ Roll“, der mit Witz und Esprit das jugoslawische Leben der 1960er-Jahre in unserer Gegend widerspiegelt. Cvetka vertiefte sich für eine Filmdokumentation in meine Arbeiten, da bin ich natürlich extra neugierig auf die in ihrer Literatur sich ausdrückende Weltsicht.
Unter meinen ausgemusterten Bibliotheksbüchern finden sich auch viele farbenprächtige Bildbände aus den jugoslawischen 1970er-Jahren. Sie erinnern mich an meine Kindheit und Jugend. Blättere ich sie durch, keimt Nostalgie auf, und ich greife schnell wieder zu Edvard Kocbeks befreienden Schriften.