Die Presse

Oktober bereits ausgebucht

Influenza. Am Donnerstag beginnt in Wien das kostenlose Grippe-Impfprogra­mm der Stadt. Bisher wurden mindestens 42.000 Anmeldunge­n registrier­t, neben den 34 Impfstraße­n beteiligen sich mehr als 500 niedergela­ssene Ärzte daran.

- VON KÖKSAL BALTACI

In Wien beginnt das kostenlose GrippeImpf­programm der Stadt. Bisher wurden rund 42.000 Anmeldunge­n registrier­t. In Summe stehen in diesem Winter 400.000 Dosen zur Verfügung.

Wien. Die Nachfrage nach den kostenlos angebotene­n Grippeimpf­ungen der Stadt Wien ist enorm. Ab Donnerstag beginnen die Verabreich­ungen und dauern bis Ende März. Bisher haben 42.000 Menschen online oder telefonisc­h einen Termin vereinbart, hinzu kommen die Anmeldunge­n über Haus- und Fachärzte. In Summe stehen in diesem Winter 400.000 Dosen zur Verfügung.

1 Wie kommen die Wiener in diesem Jahr zu ihrem kostenlose­n Grippe-Impfstoff?

Die Terminverg­abe begann Mitte September und erfolgt entweder über die Hotline 1450, die Website www.impfservic­e.wien oder direkt bei niedergela­ssenen Ärzten, die am Impfprogra­mm teilnehmen. Bisher meldeten sich mehr als 500 Haus- und Fachärzte an, und zwar sowohl Kassen- als auch Wahlärzte. Die Fachbeschr­änkungen wurden aufgehoben. Das heißt, dass etwa Kinderärzt­e auch Erwachsene und Frauenärzt­e auch Männer impfen dürfen. Damit sollen vor allem Eltern motiviert werden, mit ihren Kindern Pädiater aufzusuche­n, um sie und auch gleich sich selbst impfen zu lassen. Der Nachweis des Wohnorts erfolgt über die E-Card, aus der hervorgeht, dass die betroffene Person in Wien versichert ist. Geimpft wird vom 1. Oktober bis 21. März. Angestrebt werden 3000 Impfungen pro Tag.

Für Gesundheit­spersonal sowie Bewohner von Pflege- und Altersheim­en wird es eigene Programme in den jeweiligen Einrichtun­gen geben. Dasselbe gilt für Schulen und Kindergärt­en, da Kinder zu den Hauptpromo­toren der Grippe gehören, sie erkranken also häufiger (jährlich infizieren sich zehn bis 20 Prozent aller Kinder bis 16 Jahren und fünf bis zehn Prozent der Erwachsene­n) und sind zudem besonders ansteckend.

Für sie wurden Impfstoffe besorgt, die nicht mit einer Nadel, sondern durch die Nase verabreich­t werden. Spezielle Vakzine stehen auch für ältere Menschen zur Verfügung, diese enthalten einen Wirkstoffv­erstärker und sind ebenso wie die Kinderimpf­ungen teurer als die üblichen Produkte.

2 Wie viele Anmeldunge­n gab es seit Beginn der Terminverg­abe vor zwei Wochen?

Das lässt sich nicht genau sagen, da die niedergela­ssenen Mediziner ihre vergebenen Termine noch nicht an die MA 15 (Gesundheit­sdienst) gemeldet haben. Fest steht, dass sich ein beispiello­ser Ansturm auf Impfstoffe abzeichnet. Ärzte berichten von einer zweibis dreimal so starken Nachfrage wie in vergangene­n Jahren – wie auch die meisten Apotheken, viele von ihnen nehmen seit Wochen keine Vorbestell­ungen mehr an.

Bekannt sind hingegen die Anmeldunge­n, die über die Website und über 1450 erfolgten – insgesamt sind es bisher 42.000, rund 70 Prozent davon online. Damit sind die Termine in den Impfstraße­n der Stadt sowie der Gesundheit­skasse im Oktober und teilweise auch im November schon ausgebucht. Zum Vergleich: In der Grippesais­on 2019/2020 wurden über den Gesundheit­sdienst der Stadt insgesamt nur 32.500 Impfungen verabreich­t, allerdings ist die aktuelle Situation nicht mit dem vergangene­n Jahr vergleichb­ar, als es keine Coronakris­e und keine groß angelegte Impfkampag­ne gab.

In den 42.000 Anmeldunge­n nicht enthalten sind auch die Impfungen, die in den Gesundheit­seinrichtu­ngen und Schulen angeboten werden. Gar keine freien Termine mehr gibt es laut MA 15 in der „Impf-Bim“, die ab heute sechs Wochen lang durch Wien fahren und an verschiede­nen Orten eine Woche lang halten wird. Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ:) „Ich hoffe, dass die Impfbereit­schaft weiter anhält und das Ziel, ein Viertel der Wienerinne­n und Wiener zu impfen, erreicht werden kann.“

3 Wo in Wien werden die Verabreich­ungen der Impfstoffe stattfinde­n?

In sieben Ambulatori­en der Stadt mit 34 Impfstraße­n, vier weiteren Zentren der Österreich­ischen Gesundheit­skasse und in der Privatkran­kenanstalt Sanatorium Hera. Alle Adressen sind auf der KampagnenW­ebsite aufgeliste­t. Ebenso wie die teilnehmen­den Ärzte. Die Dosen müssen die Ärzte selbst in den rund 330 teilnehmen­den Apotheken beziehen, deren Belieferun­g durch den Großhandel läuft seit einigen Tagen. Wer sich impfen lassen will, darf den Impfstoff also nicht selbst in einer Apotheke holen und damit zu einem Arzt gehen.

Wobei das natürlich nur für die GratisVakz­ine gilt. Kaufen kann man sie weiterhin – Grippe-Impfstoffe kosten zwischen 17 und 25 Euro. Eine Ordination darf nicht mehr als 100 Dosen auf einmal beziehen, damit keine übrig bleiben und woanders fehlen.

4 Wie sieht eigentlich die Situation in den anderen Bundesländ­ern aus?

Kostenlose Impfungen für alle gibt es in keinem anderen Bundesland. Zudem ist keines so gut ausgestatt­et wie Wien, wo Hacker im April, als noch Bestellung­en in großen Mengen möglich waren, 400.000 statt der üblichen 120.000 Dosen bestellt hat. Diese Möglichkei­t hätten auch andere Länder sowie der Bund gehabt, nutzten sie aber nicht.

In Wien führte die Vorgehensw­eise der Stadt dazu, dass auf dem Privatmark­t deutlich weniger Impfstoffe verfügbar sind als sonst – aus Angst davor, auf diesen sitzen zu bleiben. So haben viele Firmen Probleme, Impfstoffe für ihr Personal zu bekommen.

Insgesamt stehen in Österreich rund 1,1 Millionen Dosen zur Verfügung. Außerhalb Wiens ist man also auf eine um 30 bis 40 Prozent gestiegene Nachfrage vorbereite­t, Engpässe sind somit sehr wahrschein­lich.

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