Traumfabrik in Turbulenzen
Krise. Disneyland bleibt zu, 28.000 Disney-Mitarbeiter müssen gehen.
Los Angeles/Burbank. Der angeblich „glücklichste Ort auf Erden“ist derzeit geschlossen. Auch mehr als sechs Monate nach Ausbruch der Pandemie darf das kalifornische Disneyland seine Pforten noch immer nicht öffnen. Auch in anderen Disney-Vergnügungsparks sind coronabedingt kaum noch Besucher zu sehen. Der Konzern muss milliardenschwere Verluste verkraften – und zieht die Reißleine.
28.000 Mitarbeiter, vorwiegend in den amerikanischen Vergnügungsparks Walt Disney World und Disneyland, müssten gehen, teilte das Unternehmen mit. Etwa zwei Drittel der Betroffenen seien Teilzeitkräfte. Diese Entscheidung „bricht mir das Herz“, erklärte Spartenchef Josh D’Amaro in einem Brief an die Mitarbeiter. Aber die Stellenstreichungen seien unvermeidbar. Kostensenkungen, die Aussetzung von Projekten und
Rationalisierungen hätten nicht ausgereicht. Die Dauer der Pandemie und die mangelnde Bereitschaft der Regierung, in Kalifornien Beschränkungen aufzuheben, hätten die Situation verschärft.
Parks sind wichtiger als Filme
Vergangenes Jahr hat die Sparte, in der Disney das Geschäft mit Vergnügungsparks, Kreuzfahrten und Souvenirartikeln zusammenfasst, 37 Prozent des Konzernumsatzes ausgemacht. Das ist mehr, als die populären Disney-Filme und -TVSender einspielen.
Wegen der Coronapandemie musste Disney zunächst weltweit sämtliche seiner Vergnügungsparks schließen. Nach dem Lockdown darf der erfolgsverwöhnte Unterhaltungskonzern seine Parks nur mit einer beschränkten Besucherzahl betreiben. Trotz strengster Sicherheitsvorkehrungen in den Parks haben das Virus und die Wirtschaftskrise die Lust der Amerikaner auf Vergnügungsparks spürbar gedämpft. In Kalifornien sind die Parks wegen der rasant gestiegenen Zahl von Coronainfektionen zudem immer noch geschlossen. Disney World in Florida hatte vor der Pandemie 77.000 Beschäftigte, Disneyland in Kalifornien 32.000 Mitarbeiter. Im zweiten Quartal verbuchte Disney einen Verlust von 4,7 Mrd. Dollar (4,02 Mrd. Euro). „Wir können einfach nicht verantwortungsbewusst voll besetzt bleiben bei einer so begrenzten Auslastung“, sagte Disney-Manager D’Amaro.
Sein Vorgänger in dieser Funktion war übrigens der heutige Konzernchef, Bob Chapek. Er hat den Posten erst im Februar, wenige Tage vor Ausbruch der Pandemie, vom langjährigen Disney-Chef Bob Iger übernommen. (auer/ag)